Kunst muss den Menschen schmecken

Letzter Haaner Kunstabend mit Peter Püschel als Moderator.

Von Sylke Jacobs

Haan – Der 7. Haaner Kunstabend in der Stadtbücherei, initiiert durch den Verein Kunst in der Stadt Haan, war etwas Besonderes. Zum einen, weil der stark mit der Haaner Kunst verwachsene Vorsitzende Peter Püschel, den Abend am vergangenen Mittwoch zum letzten Mal moderierend leitete. Er zieht sich nämlich aus dem Amt des Vorsitzenden zurück.
Zum anderen war er aber auch deshalb besonders, weil das Thema des Abends „Kunst ist vielfältig“ eine spannende Richtung einnahm.
Zu Gast in der Runde waren Dr. Helmut Stein, Vorsitzender des Vereins QQTec aus Hilden und Andreas W. Hauswirth als stellvertretender Vorsitzender des Vereins Haus Hildener Künstler (kurz H6). Mit in die Gesprächsrunde kam die Haaner Kunstschaffende Pia Stojkovic als Ersatz für die kurzfristig erkrankte Hildener Künstlerin Ingetraut D. Stein. Routiniert vermittelten Peter Püschel und Filmemacher Rüdiger Daniel die Kommunikation mit den Gesprächspartnern.

Schlangenfrauen stimmen auf das Thema ein

Wie die Jahre zuvor stellte Roman Reinders, Leiter der Stadtbücherei, für den Kunstabend seine Räumlichkeiten zur Verfügung.
Unvergessliche Momente der Körperkunst gestalteten den Auftakt. Rüdiger Daniel zeigte Filmaufnahmen zweier Artistinnen, sogenannte „Snake Women“ – Schlangenfrauen – und stimmte damit auf das Thema des Abends „Kunst ist vielfältig“ ein.
„Sie haben in der Itterstadt das Haus Hildener Künstler. Das ist ein toller Treffpunkt für jeden Kunstschaffenden“, wandte sich Daniel an den stellvertretenden Vorsitzenden Andreas Hauswirth. Eine derartige Location fehle in Haan. „Ja“, stimmte Hauswirth zu. Das Haus Hildener Künstler sei 1978 entstanden. Eigentlich hätte das Gebäude abgerissen und ein Parkplatz entstehen sollen. Doch am Ende habe man den Abriss abwenden und die Stadt vom Vorhaben, ein Künstlerhaus daraus zu machen, überzeugen können. Heute seien acht Ateliers integriert, ein Ausstellungsraum und dem Verein gehörten rund 200 Mitglieder an.

Haan soll auch überregional sichtbarer werden

„Prima“, findet das Rüdiger Daniel. Genau so einen „Parkplatz“ brauche Haan auch für eine verstärkte überregionale Sichtbarkeit.
Haan habe zwar keine gemeinsame Ausstellungsfläche für alle Künstlerinnen und Künstler, dafür aber den Kunstherbst, entgegnete Helmut Stein. Er findet: Kunst auszustellen und überregionale Anerkennung zu erlangen, dafür gebe es kein Patentrezept. Viele Faktoren seien entscheidend. Dazu gehörten vor allem die Bekanntheit des Künstlers, aber auch die Größe der Werke. Doch auf jeden Fall, weiß Stein, bräuchte der Betrachter den sogenannten Aha-Effekt“. Das Ziel sollte sein, Menschen zum Staunen zu bringen. Und dann wäre da noch die Frage: Liegt Kunst in der „Bringschuld des Veranstalters oder in der Holschuld des Besuchers?
Am Ende des Abends standen noch viele Fragen im Raum. Dazu gehörten unter anderem: Könnte Interdisziplinarität eine Lösung für Erfolg sein? Ist eine Ausstellung unter einem festgelegten Themenpunkt ein größerer Publikumsmagnet? Mindern zu viele verschiedene Stile das Interesse an einer Ausstellung?
Oder, wie Helmut Stein es ausdrückt: „Der Wurm muss dem Fisch schmecken – und nicht dem Angler.“