Kirmes bleibt Erfolgsgeschichte

Nach zweijähriger Corona-Pause feiern Hunderttausende Besucher fünf Tage in der Innenstadt.

Von Knut Reiffert
Haan – Wenige Stunden vor Kirmesende hat deren Organisator Rainer Skroblies ein positives Fazit gezogen: „Unsere Erwartungen sind übertroffen worden.“ Er geht von insgesamt 250 000 bis 300 000 Besuchern aus. „Blendet man den Unfall am Samstag aus, war es wirklich eine tolle Veranstaltung“, findet Skroblies. Aus Sicht des Ordnungsamts erklärt er: „Trotz der ausgelassenen Stimmung war es friedlich.“ Das bestätigte am Dienstagmittag auch Polizeisprecher Daniel Uebber: „Bis jetzt haben wir nur 27 Platzverweise wegen Alkohols und Aggressivität ausgesprochen.“ Bei kleinen körperlichen Auseinandersetzungen habe es drei Leichtverletzte gegeben.
Gerade in den Abendstunden am Wochenende und am überraschend sonnigen Sonntagnachmittag waren Teile der Kaiserstraße und ihr Abzweig zum Neuen Markt so gut besucht, dass es kaum noch ein Durchkommen gab. Die moderaten, aber immer wieder thematisierten höheren Preise spielten offensichtlich eine untergeordnete Rolle. Die Beschicker hätten ihr Geschäft als „in Ordnung“ oder sogar „schwer in Ordnung“ eingestuft, weiß Skroblies.


Bürgermeisterin weiß die Geduld der Anwohner zu schätzen


Ausgesprochen gelungen war schon die Eröffnung. Die fand bereits am Freitagnachmittag – also einen Tag eher als sonst – statt. Nach dem ökumenischen Gottesdienst in der katholischen Kirche gab es einen kleinen Festumzug mit den teilweise mehr als 100 Jahre alten Traditionsfahnen der Schaustellerzünfte zum Riesenrad. Dass Albert Ritter als Präsident des Deutschen Schaustellerbundes eine Ansprache hielt und die Haaner Kirmes „Balsam für die Schaustellerseele“ nannte, unterstreicht deren überregionale Bedeutung ebenso wie die Anwesenheit von NRW-Kirmeskönigin Melina I. „Ich bin zum ersten Mal hier, aber von der Atmosphäre eines Volksfests mitten in der Stadt überwältigt“, erzählt die junge Frau aus Wanne-Eickel.
Bürgermeisterin Dr. Bettina Warnecke dankte den Hunderten von größtenteils ehrenamtlichen Kräften, die die Vorzeigeveranstaltung der Gartenstadt ermöglichen würden. Ausdrücklich wandte sie sich auch an die Anwohner der Kirmeszone. „Ich weiß zu schätzen, wie sie den Ausnahmezustand klaglos hinnehmen“, erklärte sie. „In vielen Städten sieht das ganz anders aus.“
Anschließend benötigte sie drei Schläge mit dem Holzhammer, um das erste Bierfass anzustechen. Doch die 50 Liter Freibier hielten nicht lange vor. Dank des großen Dursts der Haaner und der Routine von Patrick Schälte am Zapfhahn waren sie nach genau 22 Minuten an den Mann und an die Frau gebracht. Der Vorsitzende von „Wir für Haan“ betont, dass die Kirmes auch für die Haaner Gastronomen eine wichtige Einnahmequelle ist.


Kirmes ist für Rettungskräfte ruhiger als vor drei Jahren


Dass die Kirmes trotz des großen und für viele mittlerweile ungewohnten Trubels friedlicher verlief als die vorangegangene, finden auch die Vertreter der unter Federführung der Feuerwehr agierenden Einsatzkräfte von DRK und Maltesern. „Wir hatten in unserer gemeinsamen Unfallhilfstelle an der Martin-Luther-Straße vor allem Blessuren, die immer auftreten, wenn so viele Leute aufeinandertreffen, stolpern und stürzen“, berichtet Jerome Moonen von den Maltesern. Dazu wären vor allem Schnittverletzungen durch kaputte Gläser und ein Verdacht auf Knochenbruch durch unsachgemäßes Verlassen des Autoscooters behandelt worden.
Von den Hilfesuchenden, die wegen Übelkeit zum Standort der Sanitäter gekommen sind, ist Raphael Harlos (DRK) einer besonders in Erinnerung geblieben: „Der ist auf die große Schiffschaukel gegangen, obwohl er weiß, dass er massiv unter Reisekrankheit leidet.“

Schließbügel der „Krake“ ist defekt