Trotz Widerstandes 36 Jahre lang im Amt¶

Nach 36 Jahren in Haan geht Pfarrerin Gabriele Gummel Ende des Monats in den Ruhestand.¶

Von Antje Götze-Römer
Haan – Am 7. Juli 1986 hat Pfarrerin Gabriele Gummel ihren Dienst in Haan angetreten. Jetzt, nach 36 Jahren, geht sie in den Ruhestand.
„Ich bin immer gerne Pfarrerin gewesen“, sagt Gummel, die sich nun mehr Zeit nehmen will für die Dinge, die im normalen Arbeitsalltag meist zurückstehen müssen. Da ist das Haus, in dem sich so viele Sachen angesammelt haben, darunter auch Bücher, die sie nun endlich lesen möchte. Und natürlich ihr Mann, mit dem sie drei mittlerweile erwachsene Kinder hat und von denen keines einen kirchlichen Beruf gewählt hat.
Dabei ist Gabriele Gummel in Haan zunächst auf Widerstand gestoßen, denn nach ihrer Wahl im Januar 1986 wurde bekannt, dass sie Mitbegründerin und Redakteurin der Schlangenbrut, einer Streitschrift für feministisch und religiös interessierte Frauen, und feministische Theologin war. Und so gab es Einspruch gegen die Wahl der neuen Pfarrerin – nicht einen, sondern 22 an der Zahl. „So was kommt eher selten vor“, sagt Gabriele Gummel im Gespräch mit dem Haaner Treff. „Letztendlich wurden die Einsprüche zurückgewiesen, da es auch in der rheinischen Kirche keine ‚Irrlehre‘ ist, das männliche Gottesbild zu hinterfragen und sich mit Frauen in der Bibel zu beschäftigen“.
Der Haaner Treff berichtete damals ausführlich über den gemeindlichen Widerstand. „So kannten die meisten Gemeindeglieder sofort meinen Namen und meinen Standpunkt“.
Zunächst führte diese öffentliche Aufmerksamkeit zu Interesse in den verschiedenen Gemeindekreisen. „Ich bekam Einladungen zum Thema feministische Theologie, um in dieses ‚unbekannte Ding‘ einzuführen. Dann wandte man sich wieder den ’normalen‘ Themen zu; das Frauenthema blieb eines unter vielen“.
Ihr Fazit nach 36 Jahren bei der evangelischen Kirchengemeinde Haan: „In meinem Berufsalltag war der Feminismus immer präsent als Brille, durch die ich meine verschiedenen Aktivitäten und Aufgaben betrachtet habe, allerdings weniger in konkreten Aktionen“.
Innerhalb des Presbyteriums habe sie immer darauf geachtet, dass Frauen angemessen beteiligt waren. „Natürlich ist das unterschiedlich gelungen; aktuell ist das Leitungsorgan unserer Gemeinde keineswegs ausgewogen besetzt“. Es sei an der Zeit, eine feministische – und somit rassismuskritische – Kirche zu werden.
Wie viele Konfirmanden Gabriele Gummel in den 36 Jahren begleitet hat, wie viele Trauungen und Taufen es waren und wie viele Beerdigungen – es lässt sich kaum zählen. „Es werden wohl so um die 1.000 Beerdigungen gewesen sein“, überschlägt sie kurz. An eine der ersten kann sie sich besonders gut erinnern, als sie noch frisch in der Gemeinde war. „Nach der Beisetzung kam eine Angehörige zu mir und sagte, dass sie nicht gedacht habe, dass eine Frau sowas kann“, schmunzelt die Haanerin, die auch im Ruhestand in Haan wohnen bleiben wird, und die die Haanerinnen und Haaner ziemlich sicher an der einen oder anderen Stelle antreffen werden. Denn sie liebt Geschichten von und über Menschen und der Umgang mit den Menschen hat ihr immer Spaß gemacht.