Flut-Betroffene feiern Hilfsbereitschaft

Im Haus am Quall wurde der Jahrestag der überstandenen Flutkatastrophe
gefeiert.

Gruiten – Am Samstag, 16. Juli, trafen sich Flut-Betroffene, Spender, Freunde und Förderer im Garten vor dem Haus am Quall, um an die Katastrophe vor einem Jahr zu denken, vor allem aber um gemeinsam zu feiern und nach vorn zu schauen.
„Beim Gedenken an den 14. Juli 2021 mutet das heutige Wetter fast unwirklich an: Wir stehen hier bei herrlich trockenem Wetter mit strahlendem Sonnenschein“, begrüßte Claudia Köster, Vorsitzende des Fördervereins Haus am Quall, die rund 70 Gäste.
Ein Jahr zuvor sah die Situation ganz anders aus: Sintflutartige Regenfälle und die über ihre Ufer getretene Düssel und der Krutscheider Bach hatten große Teile des historischen Ortskerns förmlich „absaufen“ lassen.
„Viele Bewohner hat es hart getroffen, einige Häuser sind bis heute nicht vollständig bewohnbar, in der evangelischen Kirche können nach wie vor keine Gottesdienste abgehalten werden. Einige hatten das Glück einer Elementarversicherung, andere wussten am Anfang weder ein noch aus“, erinnerte Claudia Köster in ihrer Rede. Glücklicherweise sei in Gruiten bei dem Unwetter niemand verletzt worden oder gestorben.
Inzwischen sehe das Dorf äußerlich wieder normal aus, im Inneren hätten viele Dorfbewohner das Flutereignis noch nicht vollständig verarbeitet. „Erst kürzlich als wieder starker Regen fiel, war die Angst sofort wieder da“, erzählte Claudia Köster.
Die Vereinsvorsitzende lobte die Solidarität, die die Flutopfer erfahren hatten: „Einen Tag nach der Flut standen die Helfer mit Gummistiefeln parat, um unser schönes Haus vom Schlamm zu befreien, die völlig zerstörte Kirche abzubauen und vieles mehr. Dank dieser ‘Quallgemeinschaft’ steht ‘unser’ Haus hier nach einem Jahr wieder in altem Glanz“.
Um die Arbeiten durchführen zu können, war viel Geld aufzubringen, das der Verein nicht allein stemmen konnte, weil durch die Pandemie keine Veranstaltungen durchgeführt werden konnten und somit die Einnahmequelle versiegt war. Auch Bund und Land sahen für Vereine keine finanziellen Mittel als Fluthilfe vor.
Claudia Köster dankte den privaten Bürgern, Gruitener und Haaner Firmen für ihre finanzielle Unterstützung und besonders der Rotary Club Hilden-Haan Stiftung, die als Hauptsponsor die gesamte neue Küche finanziert hatte. „Eine funktionierende Küche ist für uns überlebenswichtig, um das Haus für Feiern vermieten zu können“, erläuterte Claudia Köster.
Bevor der gemütliche Teil des Festes mit Kaffee und Kuchen, Bier und Wein sowie Leckereien vom Grill losgehen konnte, gab die Vereinsvorsitzende das Wort an Georg Wilhelm Adamowitsch, dem Sprecher der Interessengemeinschaft Hochwasser Gruiten-Dorf. Die Interessengemeinschaft hatte im Garten vom Haus am Quall eine Stellwand errichtet mit Fotos der Katastrophe sowie einer Chronologie der Ereignisse.
Auch Adamowitsch lobte die Solidarität der Bürger: „In Gruiten besteht eine starke Solidargemeinschaft. Bei der Flutkatastrophe haben aber nicht nur Menschen aus Gruiten geholfen, sondern auch aus anderen Orten“.
Die Interessengemeinschaft hatte sich im Oktober 2021 gegründet. „Wir wollen wissen, was unternimmt die öffentliche Seite, um in Zukunft die Hochwassergefahr zu verhindern“, erklärte Georg Wilhelm Adamowitsch. Zwar hätte die Politik das ein oder andere bewegt, aber das in Auftrag gegebene Gutachten reiche dafür bei weitem nicht aus. Der Vorstand des Bergisch-Rheinischen Wasserverbandes habe bei einer Infoveranstaltung in Erkrath darauf hingewiesen, dass es bis zu sieben Jahre dauern könne, bis wasserwirtschaftliche Maßnahmen umgesetzt werden könnten. Adamowitsch regte einen Erfahrungsaustausch mit den Städten Hilden und Erkrath an, die ebenfalls Hochwassergefahren ausgesetzt sind. sus