Die „Gute Stube“ öffnet wieder ihre Pforten

Angebot soll die pflegenden Angehörigen entlasten und eine stabile Umgebung für Erkrankte bieten.

Haan – Gute fünf Jahre ist es her, als die „Gute Stube“ im Haus am Park an der Bismarckstraße 12a geschlossen wurde – mit Ungewissheit, ob sie denn je wieder öffnen würde. Das wöchentliche Angebot für Menschen, die an Demenz erkrankt sind, hatte seit Anfang 2011 bestanden. Aber: Es mangelte zuletzt an den Besucherzahlen, vor allem aber auch an ausgebildetem Personal.
Ab Mittwoch, 27. April, öffnet sich die Türe der „Guten Stube“ wieder und bietet so den von Demenz direkt betroffenen eine Möglichkeit in einer ruhigen Umgebung ein verlässliches Angebot wahrnehmen zu können. „Vor allem aber ist es auch eine Chance für die Angehörigen, sich ein paar Stunden Ruhe zu gönnen, für Erledigungen oder einen Friseurbesuch“, sagt die Leiterin des Haus am Park, Maria Reich.
Annelie Gilles, freiberufliche Dozentin und Krankenschwester mit Schwerpunkt Demenz weiß aus Erfahrung: „Die zu Pflegenden können gut auch mit neuen Eindrücken umgehen. Wenn die Situation stabil ist, die sie erwartet, werden auch die Menschen stabiler, denn die Umgebung löst Gefühle in den Menschen aus und Gefühle sind nicht von Demenz betroffen“. Das Angebot der „Guten Stube“ sei insbesondere wichtig, weil es in Haan lediglich ein Angebot der Tagespflege gebe. Am Konzept hat sich nichts geändert: Einmal pro Woche können an Demenz erkrankte Personen für drei Stunden in die „Gute Stube“ kommen und werden dort von geschultem Personal betreut.
Der Mittwochvormittag beginnt um 9 Uhr mit einem gemeinsamen Frühstück mit vielen Anregungen und Impulsen in familiärer Atmosphäre: Sitzgymnastik, Ballspiele, gemeinsames Singen, Vorlesen und Spiele erwarten die Besucher. Bei gutem Wetter sind Spaziergänge geplant bevor eine musikalische Abschiedsrunde um 12 Uhr den Abschluss bildet.
„Wir begegnen unseren Gästen mit wertschätzender Haltung, sind offen, kreativ, gelassen und humorvoll. Wir lassen zu, dass jeder so sein darf, wie er ist“, erklärt Maria Reich. Eigenschaften, die pflegenden Angehörigen oftmals verloren gehen, angesichts der Dauerbelastung, die die Pflegeaufgabe rund um die Uhr zwangsläufig mit sich bringt. Hier möchte das Angebot Entlastung bringen.
Die „Gute Stube“ ist ein anerkanntes Hilfs- und Betreuungsangebot und mit den Pflegekassen abrechenbar. Die Kosten pro Vormittag betragen 30 Euro. Eine Anmeldung ist erforderlich unter 02129/3743710 oder per E-Mail an info@senioren-haus-am-park.de. Die Betreuung erfolgt durch Fachpersonal unterstützt durch geschulte Ehrenamtler. So wie Marie Nävy. Die 78-Jährige freut sich auf die neue Aufgabe in der „Guten Stube“. Sie hat eine an Demenz erkrankte Schwester in Süddeutschland und weiß, dass die Erkrankung auch in der Familie lange „verschwiegen“ wurde. Bis ein Punkt erreicht war, der vieles in der Folge zu organisierende noch schwerer machte. Weil sie aufgrund der örtlichen Entfernung selber in der Familie nicht helfen kann, hat Eva Nävy sich entschlossen hier in Haan zu helfen. „Der Kurs bei der AWO hat mein Verständnis für die Krankheit gefördert und die Tätigkeit selbst, tut mir selber auch gut“. Seit einiger Zeit leitet die Haanerin die Bingo-Runden im Haus am Park.
40 Stunden dauerte der Kurs bei der AWO, der an mehreren Abenden in zweistündigen Einheiten absolviert wurde. „Es wäre schön, wenn sich noch mehr Ehrenamtler finden würden, die uns in der Guten Stube unterstützen“, sagt Annelie Gilles, denn wenn die Aufgaben auf vielen Schultern verteilt werden, kann man viel leisten. agr