Kröten sind wieder unterwegs
Von Sylke Jacobs
Gruiten – Kröten sind unglaublich konservativ, was die Fortpflanzung betrifft – jedes Jahr kehren sie an den Tümpel zurück, an dem sie geboren sind – um sich dort erneut zu paaren und ihre Eier abzulegen. Dabei spielt das Wetter eine große Rolle, denn die Tiere wandern erst, wenn es draußen wärmer wird – dann erwachen sie aus ihrer Winterstarre und machen sich auf den Weg zu den umliegenden Teichen.
Doch die Wanderung ist gefährlich, besonders das Überqueren der Straßen wird Frosch, Kröte und Co. oftmals zum Verhängnis. Krötenschutzzäune können jedoch helfen die kleinen Tiere vorm Überfahren zu bewahren.
Beate Wolfermann von der Arbeitsgemeinschaft Natur und Umwelt Haan (AGNU) engagiert sich seit Jahren für den Krötenschutz – am Samstag, 5. März, traf sich ihr Team mit rund einem Dutzend Helfern, um entlang der Straße am Hermgesberg in Gruiten einen Schutzzaun bis zur anliegenden Pferde-Ranch zu errichten.
Gut gerüstet mit Schaufel und Hacke arbeiteten sich große und kleine Helfer durch den harten Boden. Ein Graben musste gezogen werden, um die grüne Schutzfolie des Zaunes zu fixieren und im Anschluss mit Haken zu verankern.
Das war anstrengend, doch den drei Brüdern Paul, Anton und Jonathan, die 13, 12 und 8 Jahre alt sind, machte die Arbeit großen Spaß. „Ich war im letzten Jahr auch schon dabei“, meinte Anton. „Da habe ich gelernt, dass Frösche höher springen können als Kröten, weil sie längere Beine haben.“
„Das stimmt“, bestätigte Wolfermann. „Die Kröten können nicht über den Zaun springen, sie wandern entlang der Absperrung und plumpsen in die dahinterliegenden Eimer, die in der Erde verbuddelt sind“. Lange müssen sie in der Eimerfalle nicht ausharren. Bereits am nächsten Morgen ist Rettung in Sicht – Helfer bringen die Kröten via „Eimertaxi“ zu den Teichen.
Der morgendliche Blick in die Eimer ist einer der spannenden Momente, denn nicht nur Kröten tummeln sich im moosgepolsterten Behälter, manchmal verirren sich auch Frösche, Molche oder sogar Salamander in den Fallen. Auch Käfer und Mäuse sind keine Seltenheit, diese finden den Weg aber wieder allein heraus, über einen im Eimer steckenden Stock.
Wann die Kröten zu wandern beginnen, hängt allerdings vom Wetter ab. Amphibien bevorzugen fünf bis acht Grad bei hoher Luftfeuchtigkeit. Die Arbeit haben dabei die Weibchen, die deutlich größer und kräftiger sind. Sie tragen das Männchen auf dem Rücken, das sich mit seinen rauen „Fingern“ am Körper des Weibchens festklammert.
Rund 600 Meter schaffen die Tiere am Tag, wobei sie meist nachts unterwegs sind. Im vergangenen Jahr ist die Population der Kröten stark zurückgegangen. Dies bestätigte auch Beate Wolfermann. Zählte die AGNU in den Jahren davor immer um die 700 bis 800 Tiere, waren es 2021 nur 350 bis 400.
Ob die Kröten nun aufgrund der Trockenheit in den Waldquartieren blieben und mit der Paarung und Wanderung aussetzten oder ob die Gesamtheit dieser Individuen generell zurückgegangen sei, vermochte die engagierte Tierschützerin allerdings nicht zu sagen.