Bahn kappt Schienenverbindung zwischen Wuppertal und Düsseldorf
Vom 24. Juni bis 1. August gibt es nur noch Schienenersatzverkehr ab
Vohwinkel.
Gruiten – Zwischen Vohwinkel und Düsseldorf-Hauptbahnhof wird zwischen Freitag, 24. Juni, und Freitag, 5. August, kein Zug mehr fahren.
Das bestätigte die Deutsche Bahn der Redaktion. Sechs Wochen in den Sommerferien ohne Direktanbindung nach Wuppertal – diese Nachricht schlägt bei Pendlern, darunter auch viele aus Haan, ein wie eine Bombe.
Bei Axel Sindram, Sprecher des Fahrgastverbands Pro Bahn im Bergischen, werden unschöne Erinnerungen an das Jahr 2017 hervorgerufen. Damals hatte die Bahn die Stadt Wuppertal in den Oster- und Sommerferien komplett vom Schienennetz genommen und in diesem Zuge viel Kritik einstecken müssen, weil die Ersatzbusse überfüllt und unglücklich getaktet waren.
Sindram: „Ich hoffe, man hat bei der Bahn daraus gelernt.“ Sindram findet: „Der Verkehr muss möglichst lange auf der Schiene gehalten werden.“ Er sei dagegen, ganze Linien komplett zu streichen und die Fahrgäste bereits ab Wuppertal in den Ersatzbus zu setzen. Der Fahrgast müsse so nah wie möglich an die Baustelle gefahren werden und so kurz wie möglich im Bus sitzen. Zudem regt Sindram an, dass Schnellbusse eingesetzt werden sollen, die Pendler zu wichtigen Bahnhöfen transportieren.
Die Verbindung Hagen – Wuppertal – Solingen – Köln bleibt unangetastet
Generell sei es von der Bahn ungünstig, eine so wichtige Verbindung wie die nach Düsseldorf für sechs Wochen zu kappen: „Früher war es auch immer möglich, zumindest einen einspurigen Schienenverkehr aufrecht zu erhalten.“
Er glaubt, dass die Baustrategie der Bahn die Kosten niedrig halten soll – auf dem Rücken der Fahrgäste.
Wie die Bahn bestätigt, fließen im Rahmen des Programms „Starke Schiene“ in diesem und den folgenden Jahren sehr hohe Investitionen in die Infrastruktur. Rund zwei Milliarden Euro setzt sie dafür 2022 allein in NRW ein.
In Gerresheim werden Bestandsanlagen erneuert und neue Weichenverbindungen geschaffen. Davon profitiere insbesondere die S 28.
Die Wuppertaler Bundestagsabgeordnete Anja Liebert (Grüne) hatte frühzeitig eine Anfrage bei der Bahn zum Thema gestellt. Auch sie fordert: „Die Deutsche Bahn muss für einen reibungslosen Schienenersatzverkehr sorgen.“ Eine Verbesserung der Infrastruktur sei „natürlich notwendig“, so Liebert. „Damit werden wichtige Schritte zur Modernisierung und zur Erreichung der Klimaziele unternommen.“
Doch Timo Schmidt, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen-Ratsfraktion in Wuppertal, betont: „Busse sind leider nun mal keine wirkliche Alternative zu Zügen.“
Die Grünen fordern eine ausreichende Öffentlichkeitsarbeit. Die Konzentration auf Social Media alleine reiche nicht. Die Zahl der Ersatzbusse müsse ausreichend und Sicherheitsstandards müssten berücksichtigt werden.
„Es darf nicht wieder dazu kommen, dass Fahrgäste während der Fahrt über die Autobahn stehen müssen“, sagt der Stadtverordnete Schmidt.
Betroffen sind diesmal von dem Ausfall laut Bahn die RE 4, RE 13 sowie die S 8 und S die 68 – beide haben Haltepunkte in Gruiten, Hochdahl-Millrath und Hochdahl – die zwischen dem Düsseldorfer Hauptbahnhof und Vohwinkel unterbrochen und durch einen Schienenersatzverkehr ersetzt werden, sowie die Linie S 28 zwischen Düsseldorf-Hauptbahnhof und Mettmann, wo ebenfalls Schienenersatzverkehr angeboten wird.
Die Verbindung Hagen – Wuppertal – Solingen – Köln bleibt unangetastet.
Das umfangreiche Konzept für den Ersatzverkehr und entsprechende Kommunikationsmaßnahmen werden noch erarbeitet, so ein Bahnsprecher. Die Bahn versicherte der Redaktion in einer Stellungnahme: „Unsere Kunden werden wir rechtzeitig und umfassend über die Ersatzverkehre informieren und die Auskunftssysteme so früh wie möglich entsprechend anpassen. Wir haben unsere Kommunikationskonzepte nach den angesprochenen Erfahrungen von Ostern 2017 auch umfassend überarbeitet und konnten diese Konzepte in den letzten Jahren bei zahlreichen Bauarbeiten erfolgreich umsetzen.“
Am Wuppertaler Hauptbahnhof ist der Ärger jetzt schon groß. Fahrgast Olaf Hansen sagt: ,,Dann muss ich aufs Auto umsteigen, bleibt mir ja keine andere Wahl. Man kommt kaum mehr pünktlich irgendwo hin.“
Auch Studentin Juliane Mertes sieht jetzt schon schwarz: ,,Falls die Uni im Sommersemester wieder Präsenzbetrieb anstrebt, ist es für mich unmöglich, die Uni zu erreichen. Ich komme aus Krefeld und bin auf die Strecke zwischen Düsseldorf und Wuppertal angewiesen, da der Weg ohnehin schon eine lange Fahrtzeit in Anspruch nimmt.“
Pendler Andreas Krüger würde sich wünschen, dass die Arbeiten in zwei Abschnitten ausgeführt werden würden, um eine Vollsperrung zu vermeiden.
Aktuell fahre er von Düsseldorf-Flingern nach Wuppertal Hauptbahnhof 30 Minuten.
Er schätzt, dass er im Sommer hin und zurück täglich mehr als zwei Stunden im Bus sitzen wird. Er sagt: „Ich zahle 110 Euro für mein Monatsticket. Muss ich dafür dann noch den vollen Preis zahlen?“