Die Angst ist ein ständiger Begleiter

Olliullah Mohammad und Masud Sow kamen als Flüchtlinge und machen jetzt eine Pfleger-Ausbildung.

Von Antje Götze-Römer
Haan – Olliullah Mohammad kam 2015 als Flüchtling aus Bangladesch nach Deutschland. In Haan wohnte er zunächst in der Unterkunft an der Ellscheider Straße, danach in der an der Kaiserstraße. „Die ersten drei Jahre waren das reine Chaos“, berichtet der 33-Jährige, der nun seine erste eigene Wohnung beziehen darf.
Masud Sow ist seit 2016 in Deutschland, er flüchtete als Minderjähriger aus seinem Heimatland Sierra Leone, nachdem er seine komplette Familie verloren hatte. In Sachsen kam er in eine Flüchtlingsunterkunft, hat dort die Schule besucht. In den Ferien hat er jeweils Praktika absolviert – als Elektriker oder in der Metallbranche. Als er eines in einem Krankenhaus machte, wusste er sofort: Das ist es, was ich machen möchte!
Olliullah und Musud haben beide bereits eine einjährige Ausbildung in der Gesundheits- und Pflegeassistenz am Katholischen Bildungszentrum in Haan absolviert. Jetzt haben sie eine dreijährige Ausbildung zum Pflegefachmann begonnen. Olliullah – den alle nur Olli nennen – absolviert den praktischen Teil der dualen Ausbildung in Haan, Masud in Langenfeld, wo der heute 22-Jährige auch in einem Wohnheim der GFO untergekommen ist.
Die Zeit zwischen den beiden Ausbildungen von rund vier Monaten konnten beide in den Krankenhäusern arbeiten und ein wenig Geld verdienen.
„Die beiden sind trotz ihres persönlichen Gepäcks angekommen, lieben ihre Arbeit und lernen jeden Tag voller Eifer“, sagt Unternehmenssprecherin Cerstin Tschirner.
Olli hatte sich bereits vor der einjährigen Ausbildung eigentlich für eine dreijährige beworben, es aber nicht geschafft und dann zunächst die ein Jahr lang dauernde Ausbildung zum Gesundheits- und Pflegeassistenten absolviert. Dass er nun die dreijährige Ausbildung gleich hinterher machen kann, ist für ihn „eine riesen Chance“ über die er sich sehr freut.
Während der einjährigen Ausbildung lernen die Absolventen „alles was am Patientenbett“ gemacht werden muss, quasi im Auftrag der Pflegerinnen und Pfleger. Der Pflegefachmann, was Masud und Olli jetzt in drei Jahren werden wollen, hat viel verantwortungsvollere Aufgaben und ist auch für die Planung und Organisation des Stationsbetriebs zuständig. Eine Chance, die beiden nicht zufällig bekommen: „Wir wollen gute Leute natürlich behalten“, betont Cerstin Tschirner.
Petra Mennekes ist Lehrerin für Pflegeberufe am Katholischen Bildungszentrum und erinnert sich noch ganz genau an den Tag, als Masud sich für die einjährige Ausbildung beworben hat: „Er war mit dem Zug aus Sachsen nach Haan gekommen. Als wir ihn fragten, ob er eine Übernachtungsmöglichkeit benötige, lehnte er ab. Er müsse noch nach Sachsen zurück, weil er in der Schule am nächsten Tag eine Biologie-Arbeit schreibe“.
Sie nenne diese Begebenheit als charakteristisch für den jungen Mann aus Sierra Leone, der sehr wissbegierig ist und hohe Leistungsbereitschaft zeigt.
„Wenn ich am Wochenende jetzt mal frei habe, dann ist mir langweilig“, erzählt Masud. Darum gehe er dann oft ins Krankenhaus und spreche mit „seinen“ Patienten, die sich sehr über den unverhofften Besuch des freundlichen Mannes kennen. „Am Anfang hatten einige Angst vor mir“, schmunzelt er. Wohl wegen seiner Hautfarbe und der Maske, die er natürlich den ganzen Tag tragen muss. Aber die Angst habe sich schnell gelegt.
Olli und Masud sehen ihre Zukunft in Deutschland, gerne in Haan oder in Langenfeld, wo sie bleiben möchten. Nicht nur hier werden dringend Pflegekräfte gesucht, eine Zukunft in sicheren Verhältnissen sollte ihnen offen stehen. Petra Mennekes beschreibt die beiden als überaus positive Menschen. Ihre positive Lebenseinstellung färbe sich auf ihre Umgebung ab. Sie seien richtige Vorbilder in ihren Klassen.
Und doch begleitet die Angst die beiden jeden einzelnen Tag: Denn auch sie können nach wie vor abgeschoben werden. „Manchmal kann ich nachts nicht schlafen und ich muss immer daran denken“, sagt Masud. Aber sonst sei alles so wunderbar hier.