Politik fordert Wohnungsbaukonzept

SPD, WLH und GAL wollen bezahlbaren Wohnraum in Haan schaffen und stellen gemeinsamen Antrag.

Haan – Wer in den vergangenen Wochen oder Monaten in Haan auf der Suche nach einer Wohnung war, weiß: Der Wohnungsmarkt ist so gut wie leer gefegt. Noch schwieriger wird es, wenn nicht genug Einkommen zur Verfügung steht, um die teils horrenden Mietpreise zu bezahlen.
Das betrifft nicht nur Menschen mit Wohnberechtigungsschein, sondern gestaltet sich auch für Mitarbeiter in ganz normalen Berufen schon schwierig. Insbesondere kleinere Wohnungen und Wohnungen für große Familien sind schon jetzt Mangelware.
„Die Feuerwache hat Probleme, Mitarbeitende zu finden, weil sie hier keine Wohnungen finden. Das gilt auch für Menschen aus Pflegeberufen“, erklärt Meike Lukat.
Ein unhaltbarer Zustand, finden die drei Vorsitzenden der Stadtratsfraktionen Bernd Stracke (SPD), Meike Lukat (WLH) und Andreas Rehm (GAL). Bei einem Pressetermin in den Räumen der GAL an der Dieker Straße stellten sie in der vergangenen Woche einen gemeinsamen Antrag für den Haupt- und Finanzausschuss vor.
Bereits nach der Kommunalwahl im vergangenen Jahr hatten die drei Fraktionen begonnen, an dem Antrag zu arbeiten und dabei einen Kompromiss erzielt.
Im Antrag wird die Stadt beauftragt, ein Wohnungsbaukonzept für die Gartenstadt zu erstellen, das vor allem das Angebot an öffentlich geförderten Wohnraum in den nächsten Jahren sichert.
Zudem soll die Stadt prüfen, ob eine Wohnungsbaugesellschaft gegründet werden kann oder ob Kooperationen mit bereits bestehenden kommunalen Wohnungsbaugesellschaften oder mit Studentenwerken eingegangen werden können.
Die Kooperation mit Studentenwerken könnte vor allem im Blick auf das ehemalige Gelände der Landesfinanzschule an der Kaiserstraße wichtig werden. Es gehört mit rund 6.500 Quadratmetern zu den „Filetstücken“ der Stadt.
Allerdings: Es gehört nicht der Stadt, sondern dem Land, das es an den Meistbietenden verkaufen kann. „Grundstücke dürfen jedoch auch ohne Ausschreibung an Gemeinden für die Erfüllung kommunaler Zwecke oder für die Errichtung von öffentlich geförderten Wohnraum direkt verkauft werden“, heißt es dazu im Antrag.
„Die Schaffung von Wohnungen für Studierende hätte zudem den Vorteil, dass wir mehr junge Leute in die Stadt holen beziehungsweise diese gar nicht aus Haan weg ziehen bräuchten. Angesichts der Altersstruktur ist das sicher nicht verkehrt“, meint Meike Lukat.
Neben der Landesfinanzschule nennen die drei antragstellenden Parteien auch die vor einigen Jahren beschlossene, aber bis heute nicht umgesetzte Klimaschutzsiedlung Flurstraße/Dieker Straße, das Gelände an der Alleestraße, auf dem das Bauverwaltungsgebäude steht und die Rathauskurve.
„Die in Haan geltende Regelung, dass bei Neubauten ab zehn Wohneinheiten oder zwei Baukörpern 30 Prozent der Wohnfläche als geförderter Mietraum oder förderfähiger Wohnraum vorzusehen ist, reicht nicht aus“, erklärt Bernd Stracke.
Zudem mache man sich von den Plänen der Investoren abhängig und meist würden diese Wohnungen nach Ablauf der Sozialbindungsfrist deutlich teurer werden.
SPD, WLH und GAL sind sich einig, dass die Stadt sich einen Überblick über den Wohnraumbedarf verschaffen muss, der in den kommenden zehn Jahren und darüber hinaus erforderlich ist und welche Flächen zur Verfügung stehen. „Das wollen wir mit dem Antrag auf den Weg bringen, damit sich möglichst zügig etwas ändert“, erläutert Andreas Rehm.
Was das Thema „Wohnungsbaugesellschaft“ betrifft, wollen die drei Fraktionen eine Prüfung der Kooperation mit Wohnungsbaugesellschaften im Kreis, um Synergien zu nutzen und Kosten zu sparen. sus