Autorin liest zum Stadtjubiläum

Bettina Lausens Roman passt zu den Veranstaltungen der Reihe „100 Jahre Stadtrechte Haan“.

Haan – Vor 100 Jahren wurden Haan offiziell die Stadtrechte verliehen. Das sollte eigentlich groß gefeiert werden, war aber bislang leider aus den bekannten Gründen nicht möglich. „Für die kommenden Monate ist aber nun wieder ein Programm geplant, und es wird aktuell noch daran gearbeitet“, freut sich Stadtsprecherin Sonja Kunders.
Der nächste Termin steht schon fest: Am Freitag, 8. Oktober, liest die Haaner Autorin Bettina Lausen um 19 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses an der Kaiserstraße aus ihrem neuesten Roman „Die Erinnerung riecht nach gelben Kamelien“. Der Roman spielt teilweise in Haan. Leser und Leserinnen werden Orte wie den katholischen Friedhof an der Thienhausener Straße oder das Restaurant „Gut Hahn“ wieder erkennen.
Und darum geht es in dem Buch: Carolin Franzen lebt in Haan allein mit ihrem Vater, einem Düsseldorfer Unternehmer. Sie sehnt sich nach einer großen Familie, aber ihr Vater schweigt über seine Herkunft. Als er unerwartet verstirbt, steht Carolin allein da. Auf der Beerdigung taucht ihre Großmutter Frida auf, für Carolin beginnt eine Reise in die Vergangenheit. Frida erzählt von ihrer Liebe zu Erwin, ihrer Trennung durch den Zweiten Weltkrieg und ihrem Wiedersehen in Ostpreußen nach seiner Verwundung. Aber auf der Flucht vor der Roten Armee gelangt Erwin an Bord der Gustloff, während Frida das unheilvolle Schiff verpasst.
„Meine Mutter hat mir den Kontakt zu einer Zeitzeugin vermittelt, die im Krieg aus dem Memelland geflohen ist. Eigentlich wollte sie mit ihrer Familie auf der Gustloff fahren, die Familie hat aber das Schiff, das ja untergegangen ist – glücklicherweise – verpasst und ist dann auf ein anderes Schiff gestiegen. Die Frau hat dann in Hemer in Westfalen gewohnt. Um diese Lebensgeschichte habe ich dann die Handlung meines Romans gebaut“, erzählt Bettina Lausen. Sie habe intensiv recherchiert und die Handlung dann teilweise nach Haan verlegt.
„Hier kenne ich mich aus, habe mir den Friedhof angeschaut und bin mit meinem Mann auch auf Gut Hahn essen gewesen“, stellt die Autorin klar und berichtet von ihrer Recherche: „Ich habe mich auch mit zwei Bewohnerinnen des Seniorenheims Stella Vitalis über die Zeit der NS-Diktatur unterhalten, um Informationen aus erster Hand zu erhalten und um ein möglichst authentisches Bild der Zeit beschreiben zu können. Auch aus diesen Gesprächen sind Details in den Roman eingeflossen“, erklärt die Autorin, die mit „Die Erinnerung riecht nach gelben Kamelien“ bereits ihren fünften Roman veröffentlicht hat.
Bettina Lausen legt Wert darauf, nicht einfach nur aus ihrem Roman vorzulesen, sondern auch über ihre Vorarbeit zu sprechen. „Ich denke immer, lesen können die Leute auch allein zu Hause. Ich erzähle viel von meiner Vorarbeit, denn ich finde es interessant zu vermitteln, wie ich recherchiert habe. So bekommen die Leser einen Eindruck, wie so ein Roman entsteht“, erklärt Bettina Lausen. Zur Lesung werde sie auch Fotos mitbringen, die aus der Zeit stammen, in der der Roman spiele.
Viele Haanerinnen und Haaner
haben Spannendes zu erzählen
Sie selbst habe schon in der Grundschule gern geschrieben und kleine Geschichten verfasst. „Dann habe ich das Schreiben aus den Augen verloren und mit 19 oder 20 Jahren wieder entdeckt. Damals habe ich eine Ausbildung zur Bankkauffrau gemacht, parallel dazu aber Kulturwissenschaften mit den Schwerpunkten Literatur und Geschichte studiert und auch geschrieben“, erzählt Bettina Lausen aus ihrer eigenen Vita. Das Studium habe sie mit dem Bachelor beendet. Heute sei sie froh, nicht mehr als Bankkauffrau zu arbeiten.
Ihr erworbenes Wissen gibt Bettina Lausen auch weiter. Am 6. und 7. November findet eine Schreibwerkstatt zum Stadtjubiläum in den Räumen der Volkshochschule (VHS), Dieker Straße 49 statt. Die Idee dahinter: „Ich begegne immer wieder Haanern, die interessante Geschichte aus der Gartenstadt zu berichten haben, sie gern aufschreiben möchten aber nicht wissen wie. Die bekommen hier ein Forum unter professioneller Leitung“, erklärt Sonja Kunders.
„Jeder ist willkommen, egal ob mit oder ohne Schreiberfahrung. Ziel ist es, einen eigenen Text zu verfassen, ob in Form eines Briefes, Tagebucheintrags, Dialogs, Zeitungsartikels oder einer Kurzgeschichte“, erläutert Bettina Lausen. „Bei den Inhalten richte ich mich nach den Wünschen der Kursteilnehmer. Wir können eine Figur anlegen, ich kann erklären, wie eine Geschichte aufgebaut wird oder wie man einen Dialog schreibt. Ich kann aus einem breiten Repertoire schöpfen. Der Spaß am Schreiben steht im Vordergrund. Wer möchte, erhält ein Feedback von mir und von der Gruppe.“ siehe Seite 2