Osterholz: Lösung für Abraum verzögert sich

Neben der Frage der Eignung des Materials stellen sich laut Kreis Mettmann auch weitere Fragen.

Haan – Fünf Hektar Wald an der Grenze von Haan und Wuppertal können derzeit nicht gegen Rodung für eine Abraumhalde geschützt werden, indem Abfall aus dem Kalkwerk Oetelshofen ins Neandertal gebracht wird: Der Kreisverwaltung Mettmann fehlen Stellungnahmen der Besitzer eines dortigen Steinbruchs. Die klagen gegen Vorgaben des zuständigen Fachamts für ein Konzept. Das Verfahren vor dem Verwaltungsgericht Düsseldorf hat gerade erst begonnen.
Der Plan klingt gut und er war sogar schon einmal begonnen worden: Gut fünf Hektar Wald mit Buchen im Alter von bis zu 135 Jahren im Osterholz an der Grenze zwischen Gruiten und Wuppertal könnten weiter wachsen, statt für den Ausbau einer Abraumhalde der Kalkwerke Oetelshofen zu weichen.
Ein wesentlicher Teil von zusätzlichem Produktionsabfall aus kalkarmem Gestein des Unternehmens könnte in der sechs Kilometer entfernten Grube Neandertal einen Hang sichern, der sonst womöglich später weiter abrutscht. An diesen Vorschlag erinnerte Mitte August 2021 die Bürgerinitiative Osterholz bleibt.
Bei der Umsetzung allerdings knirscht es. Die Kreisverwaltung Mettmann informierte auf Anfrage: Sie habe mit einer Verfügung konkrete Darstellungen der Steinbruch-Eigentümer im Neandertal für so ein Projekt angefordert. Die wiederum klagen dagegen.
Die Eigentümer erläuterten: Drei frühere, geologische Gutachten hätten bereits ergeben, dass an dem Hang zur Sicherheit weitere zwei bis drei Millionen Tonnen Material nötig wären. Das Material aus der Grube Osterholz habe der Kreis selbst bereits früher als geeignet genehmigt gehabt. Nach 211.000 Tonnen habe er 2015 verlangt, dass die bereits angelaufene Maßnahme eingestellt werde.
Und eine weitere Verfügung habe der Kreis inzwischen zurückgenommen. Eine Sprecherin des Landrats hingegen bekräftigte: „Unsere Behörde hat aktuell noch keine hinreichende Grundlage, um eine abschließende Entscheidung zu treffen.“
Die Kalkwerke Oetelshofen wollen ihre rund 60 Meter hohe Halde Osterholz in den Wald nebenan ausdehnen; es falle mehr Produktionsabfall an, als früher erwartet. Auf rund fünf Hektar Fläche sollen Bäume gerodet und in elf Jahren 2,2 Millionen Kubikmeter Abraum aufgeschüttet werden, rund vier Millionen Tonnen Gesteinsreste.
Das Vorhaben ist seit Sommer 2019 umstritten. Mehrere Gruppen kämpfen für den Erhalt der Bäume. An einem sogenannten runden Tisch laufen Gespräche mit Akteuren der Wuppertaler Politik, die vermitteln wollen. Seit 25. Mai 2021 gilt die sofort vollziehbare Genehmigung der Bezirksregierung für die Haldenerweiterung, der sogenannte Planfeststellungsbeschluss. Der sieht nicht vor, Abraum aus der Grube Osterholz nach Mettmann zu bringen.
Dort läuft Ende 2021 die Produktion im Kalksteinbruch Neandertal aus. Auf dem Gelände gab es 2014 einen größeren Felsrutsch, der womöglich weiter in die Grube abbrechen wird. An dieser Stelle wurde bis 2015 Abraum von Oetelshofen eingesetzt, um die Flächen zu sichern.
Die Eigentümer im Neandertal haben im Sommer 2020 grobe Pläne vorgestellt, wie Besuchende einen Teil ihres Steinbruchs künftig für Freizeit nutzen könnten. Einzelheiten sind noch offen.
Die Haldengenehmigung der Bezirksregierung für die Kalkwerke Oetelshofen berücksichtigt eine Stellungnahme der Kreisverwaltung auf dem Stand von Februar 2020: Es sei fraglich, ob das Material geeignet sei, gegen den Felsrutsch zu helfen. Das ist 18 Monate her.
Das derzeitige Gerangel zwischen Kreisverwaltung und Eigentümern der Grube Neandertal liegt beim Verwaltungsgericht Düsseldorf. Als Nächstes werde eine Klagebegründung erwartet, erläuterte das Gericht. Einen Antrag auf ein Eilverfahren zum möglichen, vorläufigen Rechtsschutz, gebe es noch nicht. Den Stand für die Kreisverwaltung Mettmann erläuterte eine Sprecherin des Landrats: „Wichtige Punkte wie die tatsächlichen Erfolgsaussichten bei der Sicherung, zum Beispiel die Standsicherheit des angeschütteten Materials, sowie die praktische Machbarkeit einer solchen großangelegten Schüttung sind noch ungeklärt.“
Die Sprecherin fügte hinzu, es gehe auch um die Verkehrsinfrastruktur, die Logistik und die Emissionen in die Nachbarschaft. Überschlagsmäßig nachgerechnet wären für womöglich einzusetzende zwei Millionen Tonnen Material insgesamt mehr als 70.000 Sattelschlepper unterwegs zwischen den Steinbrüchen. Transportpreis, Staub und Lärm vor Ort müssten mit den entsprechenden Kosten beim Bau einer Haldenerweiterung gegengerechnet werden.
Gegen den Planfeststellungsbeschluss der Bezirksregierung klagen mehrere Anwohnende, ebenfalls vor dem Verwaltungsgericht in Düsseldorf.
Die Stadt Wuppertal geht davon aus, dass die Rodungsarbeiten nach Ablauf der jährlichen Schutzperiode ab Oktober 2021 vorgesehen sind. dilo