Dr. Klaus Wiener will kein ewiger, aber ein guter Abgeordneter sein

Der mögliche Nachfolger von Michaela Noll hat begonnen sich im Kreis vorzustellen.

Von Antje Götze-Römer
Haan – Am Tag, nachdem Dr. Klaus Wiener von den Delegierten des Kreisparteitages der CDU zum Bundestagskandidaten nominiert wurde, hat der Haaner zunächst zwei Dinge getan: Erstens hat er ein attraktives Jobangebot abgelehnt und zweitens hat er damit begonnen, sein Wahlkampfteam zusammenzustellen.
Mit dem tourt der 58-jährige Volkswirt seit vergangener Woche durch den Kreis, stellt sich Verbänden und Vereinigungen vor und wirbt um deren Vertrauen.
Der gebürtige Niedersachse ist innerhalb der CDU – auch der in Haan – ein völlig unbeschriebenes Blatt. Kein Partei- oder Fraktionsvorsitz ziert seine Vita, dafür eine bemerkenswerte Liste an hochkarätigen Jobs in der freien Wirtschaft, bei Versicherungen beispielsweise, für die er als Volkswirt wichtige strategische Entscheidungen empfohlen und eingeleitet hat.
Der Entschluss, sich um einen Sitz im Bundestag zu bewerben, sei in dem Moment gefallen, als ihm bekannt wurde, dass Michaela Noll sich nicht mehr zur Wahl stellen werde. Bei den Wählern beim Kreisparteitag sei ihm wohl vor allem zu Gute gekommen, dass er deren Fragen besonders plausibel hätte beantworten können.
Inhaltlich setzt Wiener unter anderem auf wirtschaftliche Fragen, den Klimawandel und neue Konzepte. „Die Pandemie hat unter anderem offen gelegt, dass in Deutschland kaum noch führende Topunternehmen ansässig sind, speziell was die Digitalisierung betrifft. Da müssen wir in 10 bis 20 Jahren deutlich besser aufgestellt sein“, ist Wiener überzeugt.
Auch habe Corona dauerhafte Effekte hervorgebracht. „Es gilt jetzt die Weichen zu stellen und nicht auf das Prinzip Hoffnung zu setzen. Tablets in den Schulen reichen allein nicht aus, wir brauchen Konzepte“.
Die Kosten der Pandemie über Steuererhöhungen wieder hereinzuholen, hält Wiener für einen fatalen Fehler. Die finanziellen Polster, die dafür in den Jahren zuvor angelegt wurden, hätten vollkommen ausgereicht. Die Unternehmen und die privaten Haushalte benötigen ihr erarbeitetes Geld jetzt dringend, da darf der Staat nicht die Steuern erhöhen. „Wir sind ohnehin Vizeweltmeister in der Besteuerung, das gilt für Unternehmen und Arbeitnehmer gleichermaßen“. Der Mittelstand müsse im Gegenteil noch mehr entlastet werden, der sogenannte „Mittelstandsbauch“ müsse weg.
Zum Thema Klimawandel sagt Wiener: „Es gilt den Klimawandel zu bekämpfen, aber indem die am Markt tätigen Unternehmen mitgenommen werden und in die Prozesse eingebunden werden. Verbote und Restriktionen bringen gar nichts. Ich setze auf Wissenschaft, Forschung und Innovation“. Beispielsweise auch in die Weiterentwicklung der Wasserstofftechnologien.
„Dass wir das können hat die schnelle Entwicklung von Corona-Impfstoffen bewiesen“. Und: Niemand fahre weniger Auto, nur weil die Benzinpreise hoch sind. Das helfe dem Klima überhaupt nicht.
Bezahlbarer Wohnraum sei ihm ebenfalls wichtig. So könne er sich beispielsweise Grunderwerbssteuerfreibeträge vorstellen, zum Beispiel, wenn junge Leute erstmalig Wohneigentum anschaffen oder wenn ältere Leute ihr Haus verkaufen und dafür eine kleinere Wohnung erwerben.
Mit Michaela Noll steht Wiener in regem Austausch. „Sie hat mir den Tipp gegeben nah bei den Menschen im Wahlkreis zu bleiben“, verrät Dr. Klaus Wiener, der kein ewiger, aber ein guter Bundestagsabgeordneter sein möchte und zudem auf das Direktmandat im Wahlkreis angewiesen ist, denn einen Listenplatz der Haaner nicht. agr