Patienten werden zu ihren eigenen Spendern

Das Gelenkzentrum Bergisch Land am St. Josef Krankenhaus Haan wurde zum Excellence-Center der Codon für Zelltransplantationen bei Knorpeldefekten ernannt.

Haan – Insgesamt gibt es in NRW nur drei solcher Zentren für Zelltransplantationen bei Knorpeldefekten.
Knorpelzellen haben ein schweres Leben. Ist der Mensch erstmal ausgewachsen, sind die Gelenkknorpel nicht mehr an den Blutkreislauf angeschlossen, sondern ernähren sich ausschließlich durch die passive Verteilung der Nährstoffe im Gewebe.
„Das macht ihre Regeneration so schwierig, wenn Defekte aufgetreten sind“, erklärt Dr. Gunnar Schauf, Leitender Arzt des Departments Orthopädie am St. Josef Krankenhaus Haan und des Gelenkzentrums Bergisch Land. Schwierig heißt aber nicht unmöglich. Dabei muss allerdings operativ nachgeholfen werden.
ACT – autologe Chondrocystentransplantation – heißt das Zauberwort, dass die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) als das Verfahren der ersten Wahl für vollschichtige Knorpeldefekte von bis zu vier Quadratzentimetern bei Patienten unter 50 Jahren ansieht.
„Im Grunde werden im Labor die eignen, aus dem betroffenen Gelenk entnommenen Knorpelzellen vermehrt und als neue, jugendliche Zellen zurück ins Gelenk gebracht“, fasst Dr. Gunnar Schauf zusammen. Wie kleine Kügelchen sehen die Jungbrunnen für Knie, Hüfte und Schulter aus. Jedes enthält etwa 200.000 neue Knorpelzellen.
„Jeder Patient ist eine eigene Charge“, sagt Kathrin Meyer von Codon, in deren Labor bei Berlin die Zellen vermehrt werden. Kein körperfremdes Material wird implantiert. „Daher gibt es keine Abstoßungsreaktionen“, sagt Kathrin Meyer. Die Erfolgsquote läge bei über 95 Prozent.
Etwa 80 Knorpeltransplantationen führen Dr. Gunnar Schauf und sein Team jedes Jahr in Haan durch, das als Transplantationszentrum von der Landesbehörde anerkannt wurde. Inzwischen blickt das Team auf eine Erfahrung von zehn Jahren zurück, dank derer sie nun den Titel Excellence Center führen dürfen. „Die meisten Transplantationen – das sind etwa 90 Prozent – betreffen das Knie“, sagt der Orthopäde. „Grundsätzlich ist der Eingriff aber an jedem Gelenk möglich.“ Und steht als Kassenleistung auch gesetzlich Versicherten offen.
Beim zweistufigen Verfahren, das vor gut 35 Jahren in Skandinavien entwickelt wurde, werden zunächst Knorpelzellen aus dem betroffenen Gelenk während einer Spiegelung entnommen. Nach sechs bis sieben Wochen sind im Labor so viele Knorpelzellen gewachsen, dass die Implantation minimal-invasiv durchgeführt werden kann.
Etwa drei Tage müssen die Patienten im Krankenhaus bleiben. Danach folgen etwa sechs Wochen mit Gehstützen. „Bis das Gelenk wieder ‚wie neu’ und vollständig belastbar ist, vergeht ein gutes Jahr“, so die Erfahrungswerte des Operateurs.
Das St. Josef Krankenhaus Haan baut mit dem Transplantationszentrum für Gelenkknorpel sein überregionales Leistungsspektrum weiter aus. „Neben der Gefäßchirurgie, der Diabetologie, dem Endoprothetikzentrum und der Schmerztherapie und jetzt mit dem Excellence Center haben wir uns überregional noch breiter aufgestellt“, sieht Geschäftsführer Kai Siekkötter die positiven Entwicklungen für die Haaner Klinik. „Wir arbeiten weiter daran, die wohnortnahe Versorgung mit Schwerpunkten, die weit über die Stadtgrenzen Haans wirken, zu koppeln“. red