Stadtbank oder Sitzauflage: So entstehen falsche Wahrheiten

Ein Treppenwitz ist – im ursprünglichen Sinne von Witz – ein geistreicher Gedanke, der jemandem einen Moment zu spät („beim Hinausgehen auf der Treppe“) einfällt und der in der aktuellen Runde oder Diskussion nicht mehr vorgebracht werden kann.
Friedrich Nietzsche vergleicht die Situation mit dem von ihm geprägten Treppen-Glück: „Wie der Witz mancher Menschen nicht mit der Gelegenheit gleichen Schritt hält, so dass die Gelegenheit schon durch die Türe hindurch ist, während der Witz noch auf der Treppe steht.“
In der Nachbarstadt Solingen hat sich vor einigen Jahren ein Treppenwitz der besonderen Art entwickelt, es ging damals um eine dem Gebäude entsprechende Gestaltung des Aufgangs zum Stadttheater.
Einige wenige haben das Projekt verhindert, begründet mit Steuergelderverschwendung, gleichwohl anliegende Unternehmen die Treppe bezahlt hätten.
Nur wenige Monate später hatte Solingen einen weiteren Treppenwitz, aber diesmal ging es um eine rund 30.000 Euro teure Ruhebank von dem Hauptbahnhof.
Etwas ähnliches scheint sich derzeit in Haan zu entwickeln, denn an Bänken reiben sich so manche Geister, wenn auch nicht immer geistreich, auf. Es geht um die sogenannte Stadtbank. Lesen Sie hierzu auch unseren Artikel auf Seite 7.
Eigentlich geht es nur um einen wiehernden Amtsschimmel beziehungsweise Beamtendeutsch, das hin und wieder Raum für Spekulation und Irritation gibt. Eine Sitzauflage ist eben kein Polster, das den Sitzkomfort steigern soll, und schon lange keine Stadtbank.
Nur selten befindet sie sich in der Nähe von Straßenbegleitgrün oder ähnlichen durch abstruse Wortschöpfungen beschriebene Areale.
Trotzdem ist die Stadtbank ein gutes Beispiel dafür, wie Fake News entstehen. Nämlich nach dem Motto: Erst mal was posten, die Wahrheit interessiert dann sowieso keinen mehr. Traurig, dass das immer noch passiert und gerade jetzt, wo fundierte Information das Mittel der Wahl sein sollte.