Wortakrobaten bitten zum Poetry Slam

Vier Stars der Poetry-Slam-Szene boten eine mitreißende
Performance im Autokino Haan.

Haan – Zwischen Lyrik und Prosa, zwischen Kabarett und Comedy, dabei wortgewaltig und mit bewegenden Texten zeigten sich Florian Wintels, Marie Gehdannjez, Yannick Steinkellner und Luca Swieter am vergangenen Samstag, 10. April, live auf der Bühne vor dem Möbelhaus Ostermann. „Ein toller Event“, freute sich Veranstalter Thomas Rüttgers, der seit fünf Jahren das Mettmanner Kino „Weltspiegel“ betreibt und seit gut einem Monat das Autokino auf dem Ostermann-Parkplatz.
Die Veranstaltung war ausverkauft, Literaturfreunde jeden Alters saßen erwartungsfroh in ihren Autos und „applaudierten“ durch lautes Hupen und mit den Warnblinkern ihrer Fahrzeuge. Durch das Programm leitete Moderator Jan Schmidt, der das Publikum witzig und locker durch den Abend führte und mit dem Prozedere vertraut machte.
Jeder Künstler hatte etwa zehn Minuten Zeit, einen selbst geschriebenen Text vorzutragen. Requisiten waren ebenso verboten wie Verkleidungen. „Die Leute sehen in ihrer Freizeit genau so aus wie auf der Bühne“, erklärte der Moderator. Jeder Poetry-Slammer durfte das Publikum, das auch gleichzeitig die Jury darstellte, in zwei Runden überzeugen, um dann ins Finale zu kommen.
Den Auftakt machte Florian Wintels, genannt Flori. 2009 wurde er erstmals als Teilnehmer bei Poetry Slams aktiv und gewann seitdem zahlreiche Slams. In der zweiten Runde, in der er als Letzter an der Reihe war, widmete er sich rhythmisch, teils in Versen, teils frei und in rasender Geschwindigkeit allen Versagern in den unterschiedlichsten Facetten.
„Denkt mal über eure negativen Eigenschaften nach und versucht, ihnen etwas Positives abzugewinnen. Wenn ihr nicht wisst, was ihr noch machen könnt, macht einfach etwas Dummes. Vielleicht bringt ihr ja Leute zum Lachen“, gab er dem Publikum mit auf den Weg.
„Wie wäre es, wenn Geschlechtsorgane leuchten würden, wenn jemand horny ist?“, fragte Marie Gehdannjez in ihrem Beitrag und spielte verschiedene Situationen im Kino, in langjährigen Beziehungen oder beim Frauenarzt durch. In der zweiten Runde gab sie Beispiele für ihr Tun in einer 43-tägigen Quarantäne (Haare färben, Tiergeräusche nachmachen, Handyspiele laden, Fenster putzen). Dabei zeigte die Düsseldorfer nicht nur großen Wortwitz und Humor, sondern spielte mit den unterschiedlichsten Sprechgeschwindigkeiten.
Yannick Steinkellner, gebürtiger Österreicher, war aus Bochum angereist. Er spielte den Besuch der 13-jährigen Carina auf einem Justin Biber-Konzert durch: „Es wird geweint, gekreischt und kollabiert“ und in der zweiten Runde, die seiner Meinung nach absurdeste Sportart Biathlon: „Man muss noch schießen“. Er überzeugt mit großer Wortakrobatik und ungeheurer Sprechgeschwindigkeit.
Luca Swieter fühlte sich auf der Bühne „wie in einem Paralleluniversum, in dem alle Menschen Autos sind“. In der ersten Runde bekannte sie, dass sie einen Text geschrieben habe, „weil ich Bock hatte, mich mal wieder aufzuregen“.
In rasantem Tempo machte sie sich über die Sportart „bouldern“ lustig und in der zweiten Runde über den Backstage-Bereich der Künstler: „Das ist wie ein zweites Wohnzimmer, wo ich noch nicht einmal ein erstes habe“.
Im Finale setzte sich dann Florian Wintels gegen Yannick Steinkellner durch, erntete für seinen Beitrag lautes Hupen vom Publikum und bewies wie sehr er sich ins Herz des Publikums „geslamt“ hatte.
Veranstalter Thomas Rüttgers zeigte sich außerordentlich zufrieden mit den letzten Wochen: „Wir hatten hier jedes Wetter, von Schnee über 27 Grad bis hin zu Windstärke zehn. Dass am Abschlusswochenende so viele Besucher hier sind, ist toll! Insgesamt hatten wir hier etwa 7.000 Gäste in den letzten Wochen und haben sehr positives Feedback bekommen“.
Am 18. Juni soll es mit dem Autokino auf dem Ostermann-Parkplatz weiter gehen. Thomas Rüttgers kann sich auch gut vorstellen, Events für Abiturienten und Firmen anzubieten. „Momentan planen wir das Programm“, erklärt der Veranstalter. sus