Älter als die Stadt Haan, aber weit zurückgeworfen

Am 19. März 1911 fand er zum allerersten Mal statt: der Weltfrauentag, der von nun an (fast) jedes Jahr stattfinden sollte. Clara Zetkin war die Erfinderin. Der Frauenrechtlerin und Sozialistin ging es dabei nicht nur um die Gleichberechtigung, sondern auch um das Wahlrecht für Frauen. Anfang des 20. Jahrhunderts durften Frauen in nahezu keinem Land der Welt wählen.
Das Frauenwahlrecht wurde in Deutschland acht Jahre später, 1919, eingeführt und der Frauentag etablierte sich, mittlerweile war er auf den 8. März verschoben worden, wurde aber ab 1933 wieder verboten. Das nationalsozialistische Regime strich den Tag, anschließend geriet er in Vergessenheit. Erst Ende der 1960er Jahre rückte er durch das Wiederaufkommen der Frauenbewegung erneut in den Fokus.
2019 gab es eine Neuheit in Deutschland: In Berlin ist der Internationale Frauentag seit 2019 ein gesetzlicher Feiertag. Der Weg für den arbeitsfreien Tag wurde schnell geebnet: Im November erstmals zur Diskussion gebracht, stimmte das Berliner Abgeordnetenhaus am 24. Januar 2019 der Gesetzesänderung zu.
Das Beispiel sollte Schule machen, denn heute, 110 Jahre nach dem ersten Weltfrauentag, ist die Situation der Frauen – speziell auch in Deutschland – dank der Pandemie wieder so wie vor mehr als 100 Jahren.
2020 (und 2021) waren es vor allem Frauen, die neben ihrem Job im Homeoffice noch die Betreuung und das Homeschooling der Kinder übernommen haben.
Mütter arbeiten im Vor-Corona-Vergleich in geringerem Stundenumfang als Väter, so zeigen es erste Zahlen des Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung.
Immerhin: Die Frauenquote ist da! In Zukunft muss in den Vorständen börsennotierter und paritätisch mitbestimmter Unternehmen mindestens eine Frau sitzen, wenn dieser Vorstand mehr als drei Mitglieder hat. Das kann man jetzt positiv oder negativ sehen, aber in diesen aus Sicht der Frauenrechtler mittelalterlichen Zeiten sollte der Zweck die Mittel heiligen. Denn es gibt mehr zu tun als je zuvor.
Und so feiert die Welt am kommenden Montag, 8. März, den 110. Weltfrauentag. Auch in Haan kann man kräftig mitfeiern, beispielsweise bei der Online-Lesung von Jutta Seifert, die am Freitag, 12. März, von der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Haan, Nicole Krengel, organisiert wurde. Kostenlos, von, mit und vor allem für Frauen.
Aber vielleicht interessiert sich ja auch der eine oder andere Mann dafür, wie man ein mehr als hundert Jahre altes Thema positiv und vor allem mit viel Zuversicht angehen kann.
Und wer weiß, vielleicht brauchen wir dann ja doch nicht wieder mehr als 100 Jahre, um die mittelalterlichen Zustände wieder aufzuheben, für ein modernes Haan.