Ein Geschenk taugt mehr als wohlmeinende Worte

„Ein Onkel, der Gutes mitbringt, ist besser als eine Tante, die bloß Klavier spielt“, sagte einst der Dichter, Maler und Zeichner Wilhelm Busch, der von 1832 bis 1908 lebte.
Offensichtlich war auch schon vor mehr als einem Jahrhundert ein Geschenk lieber gesehen als wohlmeinende Worte. Denn daran hat sich bis heute nichts geändert.
Beispiel Kreishandwerkerschaft: In einem zweieinhalb Seiten langen Brief an die Bürgermeister der kreisangehörigen Städte fordert der Vorstand der Friseurinnung in der Kreishandwerkerschaft Mettmann, sie mögen sich für die Öffnung der Friseur- und Kosmetikbetriebe einsetzen.
Wohl wissend, dass die derzeit gültige Fassung der Coronaschutzverordnung des Landes NRW dies nicht zulässt. Die weitere Entwicklung in dieser und anderen Branchen bleibt abzuwarten, je nachdem wie die nächste Bund-Länder-Konferenz ausfällt und wie die Länder innerhalb ihrer Zuständigkeiten Schutzmaßnahmen aussetzen, lockern oder verlängern.
Die Bürgermeister und Bürgermeisterinnen haben darauf wohl den geringsten Einfluss, es sei denn sie setzen sich vehement und einvernehmlich beim Landrat dafür ein, dass dieser möglicherweise für den Kreis Mettmann eine Ausnahmegenehmigung erteilt.
Damit ist aber eher nicht zu rechnen, wenn ja hätte dies wohl eine Art Haar- und Hautpflegetourismus zur Folge und ähnliche Bilder wie in Winterberg wären zu erwarten. Und das Virus samt seiner Mutanten wandert und wandert.
Ja, dem Einzelhandel, den Gastronomen, den Friseuren und Kosmetikerinnen geht es schlecht, die Hilfen laufen schleppend, die Kurzarbeitergelder müssen teilweise vorfinanziert werden. Aber auch darauf haben die Stadtoberen keinen Einfluss.
Nun soll sich die Wirtschaftsförderung des Themas annehmen und Konzepte erarbeiten, wie man den betroffenen Branchen helfen kann. Lesen Sie dazu auch unseren Artikel auf Seite 3.
Für die Konzepterarbeitung erwartet die Verwaltung Kosten in Höhe von zunächst je 60.000 Euro in den nächsten beiden Jahren.
„Das ist der absolute Wahnsinn“, sagt Pia Schneider. Sie ist Obermeisterin der Friseur-Innung Solingen. Der Grund für ihre Freude: Die Kreishandwerkerschaft Solingen-Wuppertal unterstützt die Friseurbetriebe in dieser Region mit 100.000 Euro.
Der Betrag wird als pauschale Beitragsrückerstattung auf die Betriebe der Innung aufgeteilt. Das sind rund 1.500 Euro pro Unternehmen. Der uralte Innungsgedanke trage immer noch, gerade in schwierigen Zeiten“, sagte dazu Kreishandwerksmeister Arnd Krüger.
Und so gilt auch heute noch: Der Onkel, der was bringt, ist besser als die Tante, die singt.