Kraniche ziehen über Haan nach Süden

Dem Haaner Hobby-Fotografen Robert Abel gelang eine
seltene Aufnahme der Zugvögel.

Unser Leser Robert Abel hatte das richtige Objektiv zur Hand, als die Kraniche über die Gartenstadt flogen. HT-Foto: Robert Abel

Haan – Es gibt Zugvogelarten, für deren Schicksal wir Menschen in Deutschland in ganz besonderer Weise Verantwortung tragen. Zu ihnen zählt einer der eindrucksvollsten Vögel überhaupt – der Kranich. Rund 11.000 Brutpaare leben heute in den verbliebenen Bruchwäldern, Feldsöllen und Auen Nord- und Mitteldeutschlands.
Langjährige Schutzbemühungen haben dazu beigetragen, dass es mit dem Kranich seit einigen Jahren wieder bergauf geht. Doch das künftige Schicksal der weitaus größeren Kranichpopulationen in Skandinavien, Polen und den baltischen Staaten wird ganz unmittelbar davon abhängen, ob ihre Rastplätze zwischen Brut- und Überwinterungsgebieten als überlebensnotwendige Trittsteine erhalten bleiben.
Rund 400.000 Kraniche wählen alljährlich eine südwestliche Zugroute (Zahlen aus dem Winter 2018/19), auf der sie Deutschland in schmaler Front überqueren, um die kalte Jahreszeit in Frankreich, in der spanischen Extremadura, dem portugiesischen Alentejo oder im Nordwesten Afrikas zu verbringen.
Das konnten die Haaner in der vergangenen Woche vor Ort beobachten. Unser Leser Robert Abel von Gruiten aus beobachten. „Für fotografische Laien sei angemerkt, dass es ein großes Glück war, auch mal die richtige Kamera im richtigen Moment dabei gehabt zu haben mit einem 600 Millimeter-Teleobjektiv. Sonst klappt so etwas nicht“, freut sich Abel über den gelungenen Schnappschuss.
Noch vor wenigen Tagen machten mehr als 130.000 Kraniche in Deutschland Rast. Doch jetzt leeren sich die großen Sammelplätze im Norden und Nordosten rasch. Die Kraniche haben genügend neue Energie für den Weiterflug getankt, die Schlussetappe des Zugs beginnt. Die Vögel ziehen nun weiter Richtung Frankreich und Spanien, überqueren dabei vor allem NRW, Hessen und Rheinland-Pfalz.
Auf der NRW-Route findet durchgehend sehr starker Zug statt, wobei am vorvergangenen Samstag die meisten Beobachtungen gemeldet wurden. Über Hessen war es am Samstag zunächst ruhig, am darauffolgenden Sonntag flogen auch dort viele Tausend Kraniche.
Vermehrte Beobachtungen im Raum Hamburg und im östlichen Niedersachsen zeigen, dass nicht nur aus den Moorgebieten Niedersachsens, sondern auch von der Boddenküste und aus dem Havelland Kraniche in erheblicher Zahl abgeflogen sind.
Der Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) setzt sich übrigens dafür ein, dass der Kranich zum Vogel des Jahres 2021 wird. Denn: „ Kraniche sind in vielerlei Hinsicht besondere Vögel: Ihr Aussehen fällt auf, die Balz ist spektakulär, und der Kranichzug ist jedes Jahr ein besonderes Naturschauspiel. Mit lauten Rufen ziehen sie in großen Keilformationen am Himmel entlang und versammeln sich mit mehreren Tausend Tieren an den Rastplätzen. In Deutschland befinden sich solche Rastplätze vor allem im Norden und Nordosten. In den letzten Jahrzehnten hat sich beim Brutvorkommen hierzulande ein positiver Bestandstrend entwickelt“.
Warum sollte der Kranich Vogel des Jahres 2021 werden?
Kraniche sind auf naturnahe, störungsfreie Feuchtgebiete angewiesen und als Zugvögel verschiedenen Gefährdungen ausgesetzt.
Der Kranichschutz gilt als Erfolgsgeschichte des Naturschutzes und muss unbedingt fortgeführt werden.
Anlässlich der 50. Wahl des Vogels des Jahres findet diese erstmals öffentlich statt und jeder hat die Chance einen Vogel-Kandidaten zur Wahl zu stellen. Auf der Internetseite der NABU kann man in einer Vorwahl für den Kranich abstimmen. agr/Quelle: NABU
www.vogeldesjahres.de/vorwahl/Kranich/