Der TSV Gruiten braucht mehr Geld

Beratungskosten für Durchführung einer Ausschreibung
werden weit über 60.000 Euro liegen.

Gruiten – „Die derzeitigen Sportangebote und die zu erwartenden Bedarfe erfordern im Vereins- und Schulbereich erweiterte und flexible Ressourcen“ – „Die bisherige Nutzung des am Standort vorhandenen Gebäudes durch den Verein kann aus Gründen der Betriebssicherheit (Brandschutzmängel) nicht fortgeführt werden wie bisher“. Diese Sätze entstammen einer Beschlussvorlage der Verwaltung zur Verwendung der Sportpauschale für die Infrastruktur am Standort des Sportplatzes in Gruiten im Ausschuss für Bildung, Kultur und Sport (BKSA) vom 31. August 2016.
In dieser Vorlage heißt es aber auch: „Hieraus ergibt sich die Notwendigkeit für den Abriss des vorhandenen Gebäudes sowie die Schaffung einer neuen Infrastruktur für den Sportplatz“, und weiter, dass das Gebäudemanagement der Stadt Haan über keine personellen Ressourcen verfüge, um diese Baumaßnahme in absehbarer Zeit durchführen zu können. Daher sei eine Variante „die Übertragung der Bauherrenfunktion für das gesamte Projekt (inkl. Abriss der vorhandenen Immobilie) auf den Verein mittels einer vorgeschalteten erbbaurechtlichen Regelung unter Beachtung des Vergaberechtes“.
Und um genau dieses Vergaberecht geht es in der derzeitigen Situation, denn dem TSV Gruiten war nicht klar, dass sie eine öffentliche Ausschreibung für das Projekt zu machen hatten, das ihm – wie der Rat später beschließen sollte – per Erbbaupachtvertrag die Verantwortung überträgt.
„Eine solche Ausschreibung macht man nicht mal eben mit Ehrenamtlern“, sagt der Kassenwart des TSV Gruiten, Kai Kipper, mit Blick auf die Zeit und die Nerven, die das Projekt bis jetzt, gut vier Jahre nach der Feststellung des Bedarfs, gekostet hat. Die Zuversicht unter den Mitgliedern sei deutlich gesunken. Vor allem auch, weil nun feststeht, dass die Mittel, die die Stadt Haan zur Verfügung gestellt hat für eine fachanwaltliche Beratung, um überhaupt ausschreiben zu können, nicht reichen werden.
Neben den 2,4 Millionen Euro für den Neubau des Sportlerheims inklusive einem Mehrzweckraum für den Mehrbedarf an Sportangeboten in Gruiten, hat der Rat 20.000 Euro brutto für fachanwaltlich Beratung zur Verfügung gestellt. Mittlerweile liegen Angebote von vier Fachanwälten vor, die auf Stundensätzen basieren. „Die Angebotsabfrage hat ergeben, dass die in Aussicht gestellten Mittel für die Beratung nicht ausreichen werden“, erklärt Joachim Ziegert, 1. Vorsitzender des TSV Gruiten. Für rechtliche Beratung werden im Idealfall 16.800 Euro fällig im ungünstigsten Fall 32.800 Euro netto. Hinzu komme, dass darin noch nicht die Kosten für ein Vergabeportal und die fachliche Beratung, beispielsweise durch ein Architekturbüro, enthalten seien. „Wir gehen davon aus, dass hierfür nochmals ein Betrag in Höhe von 24.000 Euro netto anzusetzen ist“, sagt Ziegert. Die Gesamtbruttosumme belaufe sich im ungünstigsten Fall, der eintritt, wenn jedes Gewerk separat ausgeschrieben werden muss und kein Generalunternehmen beauftragt werden darf, auf netto 56.800 Euro. Zuviel für den TSV Gruiten! „Hier droht uns die Insolvenz“, stellt Kai Kipper klar.
Um dies zu verhindern, hat der TSV Gruiten für den nächsten BKSA, der am 7. Oktober zusammen kommt, beantragt, die Summe der in Aussicht gestellten Fördermittel zur Deckung der fachanwaltlichen Beratung entsprechend zu erhöhen auf 67.592 Euro brutto.
Der Vorstand des TSV Gruiten hofft auf einen positiven Beschluss, stellt sich aber im Moment auch viele Fragen. Beispielsweise, ob den Entscheidungsträgern nicht bewusst gewesen sein muss, dass eine Summe von 20.000 Euro für Beratungsleistungen, die eine Ausschreibung begleiten, die dem Vergaberecht entspricht, bei einem Projekt wie dem in Gruiten nicht ausreichen werde. Lediglich die Fraktion der SPD habe seinerzeit mit 80.000 Euro eine realistische Summe beantragt.
Und so ist der TSV Gruiten vier Jahre nach der Bedarfsfeststellung immer noch keinen Schritt weiter auf seinem Weg zu einem neuen Sportlerheim. agr