Umfrage: Seit einem halben Jahr bestimmt Corona unser Leben

Wir haben Bürger in Haan befragt, welche Umstellungen Corona für sie bedeutet und wie sie mit dem Virus umgehen.

Haan – Vor sechs Monaten kam das Virus auch zu uns. Das bedeutet große Herausforderungen für jeden einzelnen.
Thomas Springer hält sich an die Hygienevorschriften: „Wir hatten seit der Spanischen Grippe vor 100 Jahren keine Pandemie mehr in Deutschland. Niemand hat also mehr persönliche Erfahrungen mit so einer Situation. Darum finde ich es absolut notwendig, die hygienischen Anweisungen umzusetzen. Meine Freunde sehe ich, aber mit Abstand.
Was mir sehr fehlt, sind kulturelle Veranstaltungen. Glücklicherweise sind die ja jetzt in kleinem Rahmen wieder möglich.“

Thomas Springer hält die Hygienemaßnahmen für gerechtfertigt. HT-Foto: Susanne Schaper


Tanja Niemann ist froh, dass sich so viele Menschen an die Hygienemaßnahmen halten. „Dadurch, dass sich von Anfang an so viele Menschen an die Vorschriften gehalten haben, konnten wir in Deutschland die Ausbreitung des Virus begrenzen. Dadurch ist jetzt wieder mehr möglich.
Auch wenn es noch zwei Jahre dauern sollte, bis es einen Impfstoff oder ein Medikament gibt, werde ich mich an die Maßnahmen halten und hoffe, dass auch die anderen vernünftig bleiben. Schwierig ist die Situation natürlich für alte Menschen. Zeitweise konnten die ja nicht in ihrem Lebensumfeld besucht werden und das ist natürlich hart.“

Tanja Niemann hofft, dass die Menschen vernünftig bleiben. HT-Foto: Susanne Schaper


Martin Banniza ist beruflich durch Corona eingeschränkt. „Meine Mutter ist leider im Juni gestorben. Vorher habe ich sie betreut, und das hat mich von Corona abgelenkt. Sonst hätte ich sicher viel über die Erfahrungen mit dem Virus geschrieben.
Ich bin im Kulturbereich tätig und mache beispielsweise Führungen im Altenberger Dom. Damit musste ich im März aufhören. Seit Juni habe ich wieder angefangen, Führungen durchzuführen, allerdings wird das momentan nicht so stark nachgefragt. Es sind eher Führungen im privaten Bereich oder ‘Führungen’ im Sitzen, die derzeit laufen.
Mir tun vor allem die Kinder leid. Je kleiner sie sind, desto weniger können die doch nachvollziehen, was gerade passiert. Erwachsene verstehen das natürlich besser, sind aber stark eingeschränkt. Einkaufen macht mit Mundschutz einfach weniger Spaß. Generell ist es natürlich schade, dass Veranstaltungen wie der Haaner Sommer oder das Weinfest ausfallen müssen.“

Martin Banniza findet es schade, dass Veranstaltungen ausfallen müssen. HT-Foto: Susanne Schaper


Giovanna Benedix wünscht sich Solidarität. „Die aktuelle Situation ist für uns alle ungewöhnlich. Wenn wir uns alle an die Regeln halten, werden wir diese Zeit gut überstehen. Jeder sollte dort, wo es gefordert ist, eine Maske tragen und auf unnötige Flugreisen ins Ausland verzichten. Das bedeutet für jeden nur kleine Einschränkungen, aber dadurch können wir viele Leben retten.“

Giovanna Benedix nimmt Einschränkungen in Kauf. HT-Foto: Susanne Schaper


Andreas Gremm hat während des Lockdowns eine Entschleunigung erlebt. „Es gab keine Dienstreisen, keine sportlichen Vereinsaktivitäten und keine regelmäßigen Feuerwehrübungen. Ich habe im Homeoffice gearbeitet. Das mache ich bereits seit November 2018 regelmäßig, so dass diese Situation nicht neu war. Da keine Kinder mit Home-Schooling vergnügt werden mussten, sind diese Art von Problemen nicht aufgetreten. Was sicherlich für mich die Situation vereinfacht hat gegenüber noch voll erziehenden Berufstätigen. Kunden, die vorher gegenüber Videokonferenzen kritisch eingestellt waren, sind plötzlich begeisterte Home-Office-Video-Konferenzler geworden. Die Arbeitswelt wird sich nachhaltig verändern.
Allerdings fehlten nach einiger Zeit die sozialen Kontakte, und es war wie Weihnachten und Ostern zusammen, als es wieder möglich war, die Sportkollegen auf dem Sportplatz zu treffen. Wir haben damals ehrlicherweise mehr erzählt und geklönt als trainiert.“

Andreas Gremm hat während des Lockdowns soziale Kontakte vermisst. HT-Foto: Susanne Schaper


Volker Patzke macht sich Sorgen über Menschen, die zu sorglos mit Corona umgehen. „Natürlich gibt es viele Herausforderungen durch Kurzarbeit, mobiles Arbeiten Schulschließung, Betreuung etc. Die Hygienestandards halte ich für angemessen und nach wie vor dringend geboten ohne aber gleichzeitig in Hysterie zu verfallen.
Im direkten Bekanntenkreis gab es bereits Anfang April zwei tragische Corona-Todesfälle und den Verlust des Arbeitsplatzes einer jungen Frau.
Sorge macht mir die weitere Verbreitung durch Ignoranz und Risikotouristen sowie irritierende Nachrichten von Überforderung der Gesundheitsämter beim Testen und Benachrichtigen. Die Einschränkungen in den Bereichen Reisen, Kultur und Sport sind ernst und die wirtschaftlichen Folgen werden uns noch lange begleiten. Wünschenswert wäre eine Wertschätzung der Pflegdienstbeschäftigten durch eine angemessene Entlohnung und Verbesserung der Arbeitsbedingungen.“ sus

Volker Patzke hält die Hygienstandards für angemessen. HT-Foto: Susanne Schaper