Birken bei den Wurzeln packen

Um die Artenvielfalt in der Grube 7 zu erhalten, sind Arbeiten nötig.

Gruiten – Naturschützer, die junge Bäume ausreißen – das klingt erst einmal seltsam. Dennoch, am Samstag, 8. August, trafen sich sieben Helfer, um an der „Grube 7“ junge Birken auszureißen.
Die Arbeitsgemeinschaft Natur und Umwelt Haan (AGNU) hatte die Sonderaktion „Birken zupfen“ im Naturschutzgebiet Gruiten, initiiert. Denn der ehemalige Kalksteinbruch ist Naturschutzgebiet und ein Platz für Biodiversität. Zahlreiche seltene Tier- und Pflanzenarten haben sich im Laufe der Zeit in dem Biotop angesiedelt.
Seltene Orchideen- und Nelkensorten, Farne und Moose sowie Vögel, Fledermäuse, unterschiedliche Krötenarten und Insekten finden hier einen Lebensraum, erläuterte Sven Kübler von der AGNU. „Um diese Artenvielfalt zu erhalten, müssen bestimmte Flächen freigehalten werden. Das Birkenzupfen hat sich in den vergangenen Jahren bewährt, denn der Stockaustrieb der Birke ist gewaltig.“
Das Mähen oder Zurückschneiden helfe da nur sehr begrenzt, denn nach kurzer Zeit treibe die Birke wieder aus und dann noch viel kräftiger.
Bestens ausgerüstet mit Picke, Hacke und elektrischer Motorsäge, ging es den Birken an die Wurzeln. Landschaftswächter Hans-Joachim Friebe zeigte, wie man kurz mit der Hacke den Boden auflockert und dann mit einem kräftigen „Hau-Ruck“, die jungen Birken aus dem Boden zieht. Eine schweißtreibende Angelegenheit, so ein kleines Bäumchen zu entwurzeln. Nicht zuletzt, weil das Thermometer an diesem sonnigen Vormittag bereits die 30 Gradmarke erreicht hatte und der Boden entsprechend trocken war.
Die sportliche Aktion war dennoch äußerst wichtig. Das Freihalten der Flächen sei dringend notwendig, die jungen Birken wachsen so schnell, dass innerhalb von kürzester Zeit ein Birkenwald entstehe, erklärte Kübler. Danach folge die Ansiedlung von Buchen und dann sei ein Entgegenwirken nicht mehr möglich.
Die AGNU hatte die Pflege der Grube 7 übernommen. „Laut Managementplan des Kreises Mettmann ist das Areal als offene Landschaft vorgesehen, hier hat der Uhu sein Jagdrevier“, erklärte Friebe. Aufgrund seiner Größe brauche der Raubvogel ausreichend Nahrung und einen weitreichenden Lebensraum. Doch der Erhalt der Wiesenflächen sei ebenfalls wichtig für alle Hautflügler, zum Beispiel Bienen oder Mauerwespen. Vier Heuschreckenarten hätten sich hier angesiedelt, freute sich der Naturschützer.
Besonders stolz ist Hans-Joachim Friebe auf die künstlich angelegten Biotope: Zugvögel wie der Flussregenpfeifer finden hier ein Quartier, auch die Kanadagans brütet seit geraumer Zeit auf der Kiesbettinsel.
Sogar der Waschbär hat in dem geschützten und recht warmen Gebiet des Kalksteins ein Zuhause gefunden. Auch die sehr seltene Silberdistel ist in dem Gebiet an der Grube 7 zu finden. Bevor das Areal kartiert und zum Naturschutzgebiet wurde, hätte so manch einer skurrile Pläne gehabt: Zu Zeiten, in denen sich noch Wasser in der Grube 7 befand, zog man die Idee eines öffentlichen Badestrands in Betracht, später sinnierte man über eine Mülldeponie. „Was für ein Glück, dass diese Pläne gestoppt werden konnten“. syja