Jetzt rollen die Bagger auch in Gruiten

Am vergangenen Mittwoch erfolgte die Grundsteinlegung für die neue Grundschule in Gruiten.

Gruiten – Spätestens seit Januar 2017 beschäftigt sich Janine Preuß-Sackenheim als Ingenieurin bei der Stadt Haan mit der Grundschule in Gruiten. Der Stadtrat hatte damals die Verwaltung beauftragt eine erweiterte Planung für Schul- und OGS-Betrieb bis zur Ausschreibungsreife vorzunehmen.
Damals ging man noch davon aus, das alte, zu Gruiten wie eine Visitenkarte gehörende Gebäude, erhalten zu können. Doch es sollte anders kommen: Im Rahmen von sondierenden Schadstoffuntersuchungen wurden im Februar 2018 erhebliche Belastungen durch PCB an einzelnen Baustoffproben des Altbaus festgestellt.
Aus diesem Grunde beschloss der Rat der Stadt Haan im Dezember 2018, dass die Gemeinschaftsgrundschule Gruiten inklusive des offenen Ganztages und der Schulverwaltung am vorhandenen Standort neu errichtet wird. Und Jeanine Preuß-Sackenheim wurde vor eine nun neue Aufgabe gestellt.
Am Mittwoch, 24. Juni, hat Bürgermeisterin Bettina Warnecke im Beisein von Vertretern der OGS, des Elternrates, der Projektingenieurin, der Schuldezernentin Annette Herz und des Schulleiters Marcus Weikämper sowie der Vorsitzenden des Schulausschusses Monika Morwindt und ihres Stellvertreters Tobias Kaimer gemeinsam mit der bauausführenden Firma eine Zeitkapsel in den Grundstein der neuen Schule eingemauert.
„Das alte Gebäude wird in Gruiten fehlen, und ich gebe zu, dass ich eine vehemente Verfechterin des Erhaltes des Altbaus war, aber die Schadstoffbelastung sprach dagegen“, erklärte Warnecke.
„Ich bin dankbar für die richtige und mutige Entscheidung des Stadtrates. Wir schauen zuversichtlich in die Zukunft“, freute sich Marcus Weikämper darüber, dass nun endlich bald die Bagger rollen in Gruiten und dort ein ganz neues Zeitalter der Pädagogik an diesem Ort einläuten werden. „Das alte Gebäude war einfach nicht mehr zeitgemäß, auch Pädagogik entwickelt sich weiter. Wir freuen uns auf ein modernes neues Schulgebäude, das den heutigen Anforderungen entspricht“.
Der zweizügige Schulneubau erhält neben den notwendigen Räumlichkeiten für Unterricht und Verwaltung eine zentrale Mensa, eine Mediathek sowie eine Neugestaltung der Außenanlagen.
Im ersten Bauabschnitt werden die Bereiche der Verwaltung und die Unterrichtsräume errichtet. In den Sommerferien 2021 ziehen die Schüler und Lehrer dort ein. Dann wird das alte Gebäude schadstoffsaniert und abgerissen.
Während der zweite Bauabschnitt hergestellt wird, findet in einer erweiterten Containeranlage der restliche Ganztagsbetrieb statt. Die Fertigstellung der gesamten Baumaßnahme ist für Herbst 2022 geplant. Für die Außenanlagen ist neben Schulhof und notwendigen Parkplätzen auch ein Obstgarten mit Wandelpfaden und Pflanzmöglichkeiten vorgesehen.
Die Gesamtkosten wurden mit rund 10,6 Millionen Euro kalkuliert. Die Bruttogeschossfläche beträgt 3.390 Quadratmeter, die Nutzfläche für den Schulbetrieb liegt bei 1.456 Quadratmetern, die für den OGS-Betrieb bei 617 Quadratmetern.
Die Schule wird derzeit von fast 190 Schülern in acht Klassen besucht, etwa 100 Schüler nehmen den offen Ganztag in Anspruch. 31 Personen sind in der Grundschule Gruiten beschäftigt.
Kritik an dem Termin der Grundsteinlegung gab es derweil aus Reihen der SPD und der Wählergemeinschaft Lebenswertes Haan (WLH).
Die SPD-Fraktion sei zwar erfreut darüber, dass endlich der Grundstein für den Neubau der Grundschule Gruiten gelegt worden ist. Das Projekt wurde von allen Fraktionen im Stadtrat mitgetragen.
„Mangelnde Souveränität ist jedoch, dass die Bürgermeisterin ausschließlich CDU-Politiker zu dem Festakt eingeladen und es auch nicht für nötig gehalten hat, weder im Haupt- und Finanzausschuss noch am Abend vor der Grundsteinlegung den Stadtentwicklungsausschuss über das Ereignis zu informieren. Das ist innerhalb kurzer Zeit bereits zum wiederholten Male, dass die Fraktionen im Rat nicht über einen wichtigen Termin informiert worden sind“, zeigten sich sowohl der SPD-Fraktionsvorsitzende Bernd Stracke als auch der Gruitener SPD-Vorsitzende Jens Niklaus irritiert.
„Es wäre ein Zeichen der Wertschätzung gegenüber der Arbeit aller Fraktionen gewesen, wenn wenigstens die schulpolitischen Sprecher eingeladen worden wären. Das fragwürdige Verhalten der Bürgermeisterin widerspricht ihrer Neutralitätspflicht und ist einer guten Zusammenarbeit im Rat abträglich.“
Das Problembewusstsein der Bürgermeisterin müsse dafür deutlich geschärft werden.
Ähnlich sieht es die WLH: Die größte Freude eines ehrenamtlichen Kommunalpolitikers sei es, wenn Anträge zur Verbesserung schlechter Zustände angenommen werden und nach unzähligen Beratungsstunden dann endlich Ergebnisse zu sehen sind. Ein erster Antrag, der am 15. Mai 2014 frisch gewählten WLH-Ratsmitglieder, sei ein gemeinsamer Antrag mit der GAL und der SPD gewesen, um die seit Jahren bekannten schlechten Bedingungen an der GGS Gruiten zu verbessern.
„Gemeinsam schafften wir, einstimmige Beschlüsse zu erwirken“, sagt die WLH-Fraktionsvorsitzende Meike Lukat.
Mit großem Bedauern hätten sie jetzt feststellen müssen, dass ausschließlich Mitglieder der CDU-Fraktion von der Grundsteinlegung am 24. Juni informiert worden waren. „So wurde es eine CDU-Bürgermeisterin-Wahlwerbeveranstaltung anstatt ein „Rat und Verwaltung gemeinsam geschafft“ Termin“, ärgert sich Lukat.
„Ob Frau Dr. Warnecke Mitgliedsbeiträge in einer Partei zahlt, ist mir vollkommen egal“, sagt die Fraktionsvorsitzende und Bürgermeisterkandidatin der WLH, „gezeigt hat sie uns jetzt fünf Jahre immer wieder, so erneut, dass sie eine CDU-Parteibrille trägt, dass „Wir in Haan“ mit ihr nicht möglich ist! Den Unmut von Ratskollegen, die alle nicht im Vorfeld von dem kleinen Festakt informiert wurden, kann ich sehr gut verstehen“. agr