Naturschützer erinnert an die Anleinpflicht

Im Naturschutzgebiet Neandertal stören freilaufende Hunde das Brutgeschäft geschützter Vögel.

Gruiten – Viele Menschen nutzten in den vergangenen Wochen das schöne Frühlingswetter und die durch die Corona-Pandemie geforderte soziale Distanz für einen Spaziergang in die Naturschutzgebiete, gern auch mit Hund. Solange die Vierbeiner angeleint sind, spricht auch nichts dagegen.
Mit dem beschilderten Hinweis „Naturschutzgebiet“, die an den Wegen aufgestellt sind, die ins Naturschutzgebiet Neandertal führen, gewährt der Staat Natur und Landschaft besonderen Schutz und verbietet deshalb Handlungen die der Natur schaden können. Dazu gehören Rauchen, offenes Feuer, das Verlassen der Wege, zelten oder eben Hunde frei laufenlassen.
Damit ist die Lage rechtlich klar: Der Hund muss hier an die Leine, so stark er auch zerrt und so sehr sein enttäuschter Blick bettelt. Gerade einmal drei Prozent der Gesamtfläche Deutschlands ist als Naturschutzgebiet ausgewiesen, das Neandertal wurde 1921 als erstes Gebiet geschützt.
„Leider halten sich längst nicht alle Hundebesitzer an diese Regel“, ärgert sich Hans-Joachim Friebe von der Haaner Arbeitsgemeinschaft Natur und Umwelt (AGNU) und zeigt auf einem Rundgang mit Haaner Treff-Redakteurin Susanne Schaper die Folgen.
An einigen Stellen entfernen sich die Hunde vom Wanderweg und nehmen ein Bad in der Düssel. Hier sind sogenannte „Hunderutschen“ entstanden. „An diesen Stellen fehlt die komplette Untervegetation. Mittelfristig setzt dann die Erosion ein. Die Wurzeln werden freigeschwemmt, der Baum wird instabil und fällt um“, erklärt Hans-Joachim Friebe.
Außerdem leben im Naturschutzgebiet gefährdete Vögel wie die Wasseramsel, der Eisvogel und die Gebirgsstelze. Die Naturschützer haben unter den Brücken, die über die Düssel führen, Nistkästen angebracht und können nachvollziehen, welche Vögel hier gebrütet haben.
„Die Tiere haben eine Fluchtdistanz. Kommt ein Hund in die Nähe ihres Geleges fühlen sie sich unsicher und verlassen es“, erläutert der Umweltschützer.
Immer wieder reißen Hunde auch Rehe. Ein trächtiges Reh ist ohnehin bewegungseinschränkt und daher eine leichte Beute für Hunde. Auch Jungtiere wie Rehkitze und Lämmer fallen den Hunden immer wieder zum Opfer.
Hans-Joachim Friebe warnt Hundebesitzer auch aus Eigeninteresse, ihre Vierbeiner nicht von der Leine zu lassen. Auf der Höhe der Kläranlage lässt diese – zwar gereinigtes – Wasser in die Düssel. Auch hier ist eine „Hunderutsche“ entstanden.
„Das Wasser weist aber eine hohe Keimzahl auf und kann sich negativ auf die Gesundheit des Hundes auswirken“, warnt Friebe. sus