ADFC nimmt Touren wieder auf

Auch in Haan hat der Radverkehr in den vergangenen Wochen deutlich an Präsenz gewonnen.

Haan – Corona hat viel gestoppt – nur die Radfahrer nicht. Das Treten der Pedale erlebte während der Pandemie sogar einen regelrechten Aufschwung: „Es wird so viel geradelt, wie noch nie“, informierte Reinhard Groß vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) in Haan und fügte hinzu: Radfahrer und Hersteller gingen als klare Gewinner aus der Krise, die Nachfrage nach Fahrrädern, Pedelecs und E-Bikes sei enorm gestiegen – auch in der Gartenstadt. Sehr zu seiner Freude.
Und noch viel mehr freut sich der ehrenamtliche Tourenführer des ADFC darüber, dass ab sofort wieder geführte Radtouren stattfinden dürfen. Kein Wunder, dass Reinhard Groß am vergangenen Samstag beim ersten neuen ADFC-Touren-Angebot trotz anfänglich starker Regengüsse guter Dinge war.
Unter Einhaltung der empfohlenen Hygiene- und Abstandsregeln führte die 55 Kilometer lange Tour von Haan über die Korkenziehertrasse nach Solingen, an der Wupper vorbei zur Sengbachtalsperre, bis Witzhelden und von dort über Leichlingen und die Ohligser Heide zurück zum Ausgangspunkt. Die sieben Teilnehmer – eine gemischte Truppe aus Jung und Alt, Frau und Mann – hatten sich aufgrund der Wetterprognosen wasserdicht ausgestattet am Treffpunkt Alter Markt eingefunden. Auf Pedelecs oder „Normalos“ – so nennt Groß die Zweiräder ohne Motorenunterstützung – warteten sie auf das Startsignal.
Viele der Teilnehmer der ersten Rundfahrt waren Wiederholungstäter. Sie nehmen seit vielen Jahren an den ADFC-Angeboten teil. Geführte Touren sind echter Komfort, man braucht sich selbst um nichts zu kümmern“, findet Sonja Claassen. Der ADFC übernehme die komplette Organisation und Planung der Strecke, da bliebe genügend Zeit, um die Umgebung zu genießen und ganz sorglos zu fahren,
Ingeborg Schenker fuhr zum ersten Mal bei einer Tour mit und gestand: „Heute Morgen bin ich mit sehr gemischten Gefühlen aufgewacht.“ Trotz eines Pedelecs hatte sie Zweifel, ob sie die fast 60 Kilometer an einem Stück schaffen werde. Doch nun stände sie hier in der Gruppe und sei entschlossen: „Ich fahre mit und probiere es aus.“
Der Entschluss mitzufahren, hat sich für sie und alle anderen Teilnehmer gelohnt. Denn im Gegenzug zur nicht ganz einfachen Topografie wurden die Radler durch viele schöne Momente belohnt. Besonders das zwischenzeitlich heitere Wetter gewährte wunderbare Ausblicke in die Natur des Bergischen Landes.
Kürzere und längere Pausen wie die am Seniorenzentrum Weltersbachtal bei Leichlingen sorgten für eine entspannte und angenehme Radtour.
Für Reinhard Groß, der früher auch Marathon gelaufen ist, steht Radfahren als Fortbewegungsart an erster Stelle. Es sei einer der umweltfreundlichsten und gesündesten Sportarten. Dazu gelenkschonend und für jede Altersklasse geeignet.
Über 50 Touren hat der Zweiradbegeisterte bereits ausgerichtet – größtenteils im Rahmen des Seniorennetzwerkes, das eng mit dem ADFC kooperiere. Der neue Trend zum Radfahren sei für viele Städte Anstoß gewesen, Rad-Schnellstrecken anzulegen und Autoparkplätze in Fahrradstellplätze umzuwandeln. Motto: Weg von der Auto-Lobby, die nach Groß’ Dafürhalten in Deutschland herrscht – hin zur klimaverträglichen Fortbewegung. Zudem planten Großstädte, Streifen der Autofahrbahnen abzuzweigen und diese als Fahrradstrecken freizugeben.
In Haan, so Reinhard Groß, gebe es zum Beispiel keine Ampel, die den Radfahrern oder Fußgängern automatisch, also ohne zu drücken, Vorfahrt gewähre. Dabei gehörten Fußgänger und Radler ebenso zum öffentlichen Stadtbild wie das Auto. syja