Viertklässler dürfen wieder in die Schule

Der Schulalltag hat sich stark verändert. Am Homeschooling gab es in Haan aber auch sanfte Kritik.

Haan – Mit der aktualisierten Corona-Betreuungsverordnung auf Grundlage der Beschlüsse der Bundeskanzlerin mit den Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten von Mitte April wurden die Regelungen der schrittweisen Schulöffnung sowie die geplanten Anpassungen der Notbetreuung in Schulen in Nordrhein-Westfalen neu gefasst.
„Die Gesundheit der Schülerinnen und Schüler sowie der Lehrkräfte und aller in Schule Beschäftigten hat für die Landesregierung oberste Priorität. Die vorsichtige und daher gestufte Wiederaufnahme des Schulbetriebs in NRW erfolgt gleichsinnig wie in anderen Bundesländer. Sie ist behutsam darauf ausgelegt, die Schulen nicht zu überfordern. Und sie respektiert gleichzeitig die berechtigten Interessen der Schülerinnen und Schüler auf eine bestmögliche Prüfungsvorbereitung für den Abschluss ihrer jeweiligen Schullaufbahn“, sagte dazu Schul- und Bildungsministerin Yvonne Gebauer.
Am 20. April wurden zunächst die weiterführenden Schulen für Schulleitungen und Lehrkräfte geöffnet, um den Schulbetrieb vorzubereiten. Seit Donnerstag, 23. April, können Schüler, die in diesem Schuljahr Abschlüsse anstreben, wieder in die Schulen. Seit Montag, 4. Mai können auch die Grundschulen ihren Schulbetrieb wiederaufnehmen, sollte die Entwicklung der Infektionsraten dies zulassen. In den Grundschulen ist dies zunächst auf die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 4 beschränkt, um diese Kinder gut auf den im Sommer bevorstehenden Wechsel auf die weiterführenden Schulen vorzubereiten.
Die Kultusministerkonferenz ließ zudem verlauten, dass ein „geregelter Schulbetrieb vor den Sommerferien“ wohl nicht mehr stattfinden könne. Doch wie sind die Haaner Schulen auf dieses Szenario vorbereitet? Homeschooling lautete das Zauberwort in den vergangenen Wochen für die Mehrzahl der Schüler. Aufgaben wurden den Lernenden elektronisch übermittelt, die Lösungen an die jeweiligen Lehrer zurückgeschickt. Meistens jedenfalls, denn einige Lehrer sollen die Kontrollaufgabe den Eltern überlassen haben und zu diesem Zweck die Lösungen gleich mitgeschickt haben.
Schwächen des Systems erkannte die Wählergemeinschaft Lebenswertes Haan (WLH). „Wie können wir nun verhindern, dass immer mehr Kinder schulisch ‘abgehängt’ werden, die nicht aus einem umsorgten Elternhaus kommen, kein eigenes Zimmer oder digitale Medien zur Verfügung haben, um am Unterricht teilzunehmen?“, fragt die WLH-Fraktionsvorsitzende Meike Lukat. Die WLH würde politische Entscheidungen unterstützen, wenn es gelte „Honorarkräfte einzustellen zur Begleitung vom Homeschooling, weil die Eltern in bestimmten Familien dies nicht gewährleisten können oder Unterstützung der Beantragung von Tablets in Familien, die sich den Kauf dieser nicht leisten können, um den Kindern digitalen Unterricht zu ermöglichen“.
Die Schulpflegschaft des Gymnasiums Haan machte auf ein weiteres Problem in einem Brief an Bildungsministerin Gebauer aufmerksam: „Es gab einen deutlichen und begründeten Hinweis des Lehrerrates, dass kein Online-Unterricht erfolgen darf, da die Lehrerinnen und Lehrer sich damit rechtlich in einer Grauzone bewegen würden. Wie kann es sein, dass es noch keine ‘Whitelist’ für entsprechende Software gibt, warum steht nicht für jede(n) Lehrerin und Lehrer Hardware zur Verfügung?“
Nach dem Statement der Kultusministerkonferenz scheint sich diese Situation am Gymnasium entspannt zu haben. „Dank des Engagements der Schulpflegschaft am Haaner Gymnasiums und einiger sehr engagierter Lehrerinnen und Lehrer sind nun mit moodle und jitsi die Grundsteine für die Digitalisierung doch noch schneller gelegt worden als gedacht“, sagt etwa die Mutter eines Gymnasiasten. Es bleibe aber nach wie vor spannend, wie schnell nun für jede Klasse die Aufgaben dort hinterlegt würden und wie erfolgreich die theoretischen Ideen aus dem Ministerium in der Praxis sein werden. agr