Wie wir alle gerade jetzt zu Helden des Alltags werden

Deutschland 1945 – Das „tausendjährige“ Nazi-Reich versank in einem Meer aus Blut und Tränen. Als am 8. Mai die Waffen endlich schwiegen, waren mehr als 60 Millionen Menschen tot. Gefallen an der Front, ermordet in Konzentrationslagern, verbrannt in Bombennächten, gestorben an Hunger, Kälte und Gewalt auf der großen Flucht. Als die Welt erfuhr, was in deutschem Namen nicht nur in den Lagern des Regimes geschehen war, kehrte sich der Zorn der Völker gegen Hitlers ganzes Volk.
Während Berlin im Straßenkampf unterging und zehntausende Menschen den Kampf bis zum bitteren Ende mit ihrem Leben bezahlten, entzog sich Reichskanzler Adolf Hitler am 30. April 1945 der Verantwortung durch Selbstmord – wie er angekündigt hatte.
Generaloberst Alfred Jodl, der Verantwortliche für die Kriegführung von Norwegen bis Nordafrika, unterzeichnete am 7. Mai 1945 in Reims im Hauptquartier von General Dwight D. Eisenhower, Oberbefehlshaber der alliierten Streitkräfte in Europa, die bedingungslose Kapitulation des Deutschen Reichs. Sie trat am 8. Mai 1945 um 23 Uhr in Kraft. (Quelle: Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg)
In Gruiten sorgte ein junger Oberleutnant mit einer mutigen Entscheidung dafür, dass die Entmachtung dort nahezu unblutig verlief und das Dorf nicht zerstört wurde. Lesen Sie den spannenden Bericht darüber in dieser Ausgabe auf Seite 5. All dies passierte bereits am 16. April 1945, also ziemlich genau vor 75 Jahren und trotzdem die Amerikaner quasi bereits in Sichtweite der Gruitener standen, war es doch eine mutige und weitreichende Entscheidung des 24-jährigen Oberleutnants Johannes Baczewski, die auch zu diesem Zeitpunkt noch eine hätte gewesen sein können, die ihn das Leben hätte kosten können. An den Helden von Gruiten erinnert seit 16. April 2011 ein Gedenkstein an der Brückenstraße.
Es gibt aus den Tagen des Zweiten Weltkrieges nur noch wenige Zeitzeugen. Wir alle werden derzeit aber Zeugen eines weltweiten Kampfes gegen einen ganz besonders heimtückischen Feind: das neuartige Coronavirus. Und wie alle Krisen der Weltgeschichte bringt auch die jetzige ihre besonderen Helden hervor: Pflegekräfte und medizinisches Personal kämpfen an der Front, Virologen und Infektiologen überlegen sich unermüdlich Strategien und Taktiken, wie dieser Krieg zu gewinnen sein könnte. Kassierer und Lageristen in den Supermärkten halten die Kasernenküche warm.
Ja, es ist ein wenig wie einkaserniert sein in diesen Tagen im Homeoffice, mit Ausgangsbeschränkungen und Kontaktverbot oder Einkommenseinbußen. Das besondere an diesem Krieg: kein Land der Welt kämpft diesen Kampf gegen ein anderes, sondern alle miteinander. So können auch wir Helden und Sieger werden.