Das neue Virus bringt ganz Erstaunliches ans Tageslicht

Als Verdauung (von althochdeutsch firdouwen „schmelzen, verflüssigen“) oder Digestion (von lateinisch digestio) bezeichnet man den Aufschluss der Nahrung im Verdauungstrakt mit Hilfe von Verdauungsenzymen. Dabei entstehen durch chemische Spaltung (genauer: Hydrolyse) aus hochmolekularen Kohlenhydraten, Fetten und Eiweißen niedermolekulare Verbindungen (zum Beispiel Mono- und Disaccharide, Fettsäuren, Aminosäuren, Di- und Tripeptide), die zum Teil in Energie umgewandelt beziehungsweise ansonsten bei der Produktion von neuer Körpersubstanz eingesetzt werden, indem der lebende Organismus sie nach einem chemischen Umbau in die verschiedensten Zellstrukturen einbaut.
Viele Nährstoffe, die mit der Nahrung aufgenommen werden, sind nicht wasserlöslich. Sie können deshalb nicht aus dem Dünndarm in das Blut und in die Lymphe aufgenommen werden. Wasserlöslich werden die Nährstoffe, wenn sie in kleinere Grundbausteine zerlegt werden. Enzyme, die in Verdauungssäften enthalten sind, katalysieren unterschiedliche Spaltungsreaktionen um ein Vielfaches. So kann die aufgenommene Nahrung in relativ kurzer Zeit verdaut werden.
Oder anders ausgedrückt: Der Mensch kann zwar drei mal am Tag essen, aber in der Regel nur einmal am Tag verdauen.
Allerdings zeigt sich in diesen Tagen, dass die Geschichte der menschlichen Verdauung wohl von Grund auf neu geschrieben werden muss. Das Coronavirus führt nämlich nicht nur dazu, dass es zu Notständen bei den für medizinisches Personal so wichtigen Schutzkleidung kommt, Menschen sich tatsächlich verleiten lassen Desinfektionsmittel aus den Besuchertoiletten im Krankenhaus zu stehlen, sondern darüber hinaus auch noch hamsterartig Nudeln und Toilettenpapier kaufen. Die fast schon lächerlichen Bilder, die über die Medien verbreitet werden, sind leider auch in Haan bittere Realität.
Nun, wenn die Hysterie schon ziemlich beängstigende Ausmaße annimmt – beängstigendere jedenfalls als das Virus selbst – dann kann man panikartige Massenkäufe von Nudeln ja vielleicht noch nachvollziehen. Aber Toilettenpapier? Warum ausgerechnet Toilettenpapier? Warum nicht Zahnpasta, Thunfisch oder Dosenbier? Meinetwegen Flieder-shampoo, aber Toilettenpapier?
Anscheinend hat sich jenseits aller von den Wissenschaftlern untersuchten Bereiche leise und heimlich der Verdauungstrakt im Laufe der Jahre – oder waren es nur Monate, Wochen, oder Tage? – so weit verändert, dass – gemessen am mutmaßlichen Toilettenpaperverbrauch, den der Virus nun so unvermittelt wie brachial aufgedeckt hat – der nur tägliche Toilettengang förmlich ausgedient hat.
Ein neues Zeitalter ist angebrochen. Während die einen vom Anthropozän sprechen – eine neue geochronologische Epoche, die sich dadurch auszeichnet, dass der Mensch zu einem der wichtigsten Einflussfaktoren auf die biologischen, geologischen und atmosphärischen Prozesse auf der Erde ist, denken andere darüber nach, ob noch über den „Homo sapiens“ gesprochen werden darf, oder bereits der „Homo Hakle Softensis“ die Herrschaft übernommen hat.