Weitere Straßen-Umbenennungen befürchtet

Der SUVA hat einer Umbenennung des Agnes-Miegel-Weges zugestimmt – weitere könnten folgen.

Haan – Nachdem sich der Bergische Geschichtsverein sowie das Stadtarchiv schriftlich gegenüber dem Ausschuss für Stadtentwicklung, Umwelt und Verkehr (SUVA), am Dienstag, 11. Februar, geäußert hatten, hat der SUVA mehrheitlich für eine Umbenennung des Agnes-Miegel-Weges gestimmt. Eine endgültige Entscheidung hat der Rat am 9. März zu fällen.
In dem Ausschuss legte die Wählergemeinschaft Lebenswertes Haan (WLH) einen erweiterten Beschlussvorschlag vor, mit dem die Verwaltung aufgefordert werden soll eine Liste mit allen Haaner Straßennamen „von historischen Persönlichkeiten und historischen Örtlichkeiten, welche belastet sein können, das heißt mit Verbrechen im Kontext mit Minderheitenverfolgung, Militarismus, Bezüge zur NS Diktatur, NSDAP oder Kolonialismus“ vorzulegen. In der Folge soll eine Kategorisierung erstellt werden nach dem Muster „Umbenennung erforderlich“, „diskussionswürdig“ und „unkritisch“. Die WLH selber nennt Namen wie Sedanstraße oder Emil-Nolde-Weg.
Als bürokratischen und historischen Irrsinn bezeichnet dies der Fraktionsvorsitzende der FDP, Michael Ruppert. „Ein Blick in das Straßenverzeichnis Haans genügt, und es kommen schnell ein gutes Dutzend an Straßennamen zu Tage, die in Frage kommen, wenn die Maßstäbe, die nun bei der Umbenennung des Agnes-Miegel-Weges zum Tragen kamen“.
Ruppert befürchtet einen Rattenschwanz, dessen Ende noch gar nicht abzusehen ist. Er verweist beispielsweise auf den Herman-Löns-Weg, die Alsenstraße, die Düppelstraße, aber auch die Kaiser- oder die Richard-Wagner-Straße. Bei jedem könne das Haar in der Suppe gefunden werden.
Außerdem: „Den Agnes-Miegel-Weg gibt es seit 1999, zu diesem Zeitpunkt kann man schon gewusst haben, dass sich die Literatin nicht ausdrücklich vom Nationalsozialismus distanziert hat“, merkt Ruppert an und glaubt, dass sich in der Zwischenzeit sicherlich keine signifikanten weiteren Erkenntnisse über die Person Agnes Miegel ergeben hätten.
„Wir müssen über den Maßstab nachdenken, mit dem hier ans Werk gegangen wird“, fordert Ruppert. Denn schließlich hängen an einer Umbenennung nicht unerhebliche Kosten. Während die Stadtverwaltung die Übernahme der Kosten der Ummeldung in Aussicht stellt, fordert die WLH, dass den aktuellen und möglicherweise zukünftig betroffenen Anwohnern alle Folgekosten erstattet werden. Der finanzielle Ausgleich solle haushalterisch vorgehalten werden.
Die FDP schlägt indes vor, dass kritische Namen in den Haaner Schulen in AGs behandelt werden könnten, zudem könnten Legendenschilder für Aufklärung sorgen. Beispielsweise im Falle Miegel mit dem Zusatz „wegen ihrer Haltung zum Nationalsozialismus umstritten“. Die Benennung aller möglicherweise in Frage kommenden Straßen habe immerhin einen historischen oder künstlerischen Hintergrund.
Während die Stadtverwaltung eine Anwohnerinformationsveranstaltung machen will, wenn die Entscheidung gefallen ist, prescht die FDP vor und wird voraussichtlich am 20. März, in der, Woche bevor der Haupt- und Finanzausschuss tagt, eine eigene Infoveranstaltung organisieren, bei der nicht nur Gegner der Umbenennungen, sondern gerne auch deren Befürworter eingeladen sind. agr