Haaner Arzt attestiert katastrophale Zustände

Wolfgang Kulas ist Internist aus Haan und hat versucht im Flüchtlingslager Moria zu helfen.

Haan/Moria – Das Flüchtlingslager Moria befindet sich nahe dem Dorf Moria in der Gemeinde Mytilini auf der griechischen Insel Lesbos. Es ist das zentrale Aufnahmelager auf Lesbos, daneben bestehen zwei weitere Lager auf der Insel, eines für Familien direkt an der Küste, ein weiteres für unbegleitete Minderjährige.
Das Lager besteht seit November 2015. Seit Frühjahr 2016 ist es hauptsächlich Abschiebezentrum zur Umsetzung des EU-Türkei-Abkommens vom 18. März 2016 zur Rücknahme der von der Türkei kommenden Flüchtlinge.
Seit 2016 leitete Giannis Balpakakis das Lager, wegen der zunehmend chaotischen Umstände gab er im September 2019 auf.
Am 19. September 2016 zerstörte ein Brand rund 60 Prozent der Einrichtung des Flüchtlingslagers. Etwa 3.000 Lagerbewohner flohen in die Umgebung. Am 15. November 2016 lieferten sich Insassen stundenlange Auseinandersetzungen mit Sicherheitskräften. In der Nacht starben zwei Migranten bei einer Gasexplosion.
Sophia Maier schleuste sich im Dezember 2018 in das Flüchtlingslager ein, um dort die Missstände aufzudecken. Im August 2019 war das für 3.000 Menschen ausgelegte Lager mit dem Vierfachen seiner Kapazität zur Aufnahme von Schutzsuchenden überbelegt. Am 29. September 2019 kamen bei einem Brand zwei Menschen ums Leben. Im Oktober 2019 zählte das Lager 13.000 Menschen, im Januar 2020 waren es bereit 19.000. (Quelle Wikipedia).
All dies kann der Haaner Arzt Wolfgang Kulas bestätigen. Er war im Dezember und Januar in Moria, um dort als Arzt zu helfen. Er weiß darum auch, dass vor allem die medizinische Versorgung der Menschen „eine Katastrophe“ ist. Die Organisation Kitrinos Healthcare hat in Moria ein medizinisches Zentrum eingerichtet.
Aber: „Das sind vier Behandlungsräume und ein Medizinraum, ansonsten handelt es sich um mit Plastikplanen abgeteilte Bereiche, die nicht geschützt sind“, weiß Kulas. Und: Die großen Krankenhäuser behandeln nur im Notfall. 5.000 Euro pro Woche werden im medizinischen Zentrum gebraucht, um notwendige Medikamente anzuschaffen. Aber eigentlich geht es auch darum, für menschenwürdige Verhältnisse zu sorgen. „Wir mussten kranke Kinder zurück in die Zelte in der Wildnis schicken, weil wir sie nicht unterbringen konnten“, ist Kulas erschüttert.
Viele Kinder und Jugendliche seien traumatisiert. Dass sie ohne Betreuung in solchen Lagern gefangen gehalten werden, sei völlig inakzeptabel. „Seit Sommer 2017 zahlt die EU für die Versorgung von Flüchtlingen in Griechenland keine Gelder mehr an Hilfsorganisationen, sondern direkt an die Regierung. Diese hat nun die Organisation der Camps übernommen, doch die Situation in den Einrichtungen hat sich seitdem massiv verschlechtert. Der Winter spitzt die Lage zusätzlich zu“, heißt es auf der Internetseite der Organisation „Ärzte der Welt“.
Seit 2013 sei Ärzte der Welt auf der Insel Lesbos präsent: Medizinische Teams organisierten die ärztliche und psychosoziale Versorgung von tausenden Geflüchteten. Als im März 2016 das Erstaufnahmezentrum Moria in ein geschlossenes Lager umgewandelt wurde, entschied sich Ärzte der Welt als einzige Organisation zu bleiben, um die Menschen zu behandeln – und um Zeugnis von ihrer Situation abzulegen.
Doch Ärzte der Welt musste sich aus Moria wegen der eingestellten Hilfszahlungen der EU aus Moria zurückziehen.
Dr. Wolfgang Kulas bittet um Spenden für die Caritas Flüchtlingshilfe Essen e.V. , die sich speziell für die Menschen in Moria einsetzt: IBAN DE 45 3606 0295 0000 1026 28, Verwendungszweck: Ein Herz für Moria. agr